AGRAVIS-Marktbericht Biomarkt 2023

Entwicklungen rund um Getreide

Franzis Ester-Heuing betrachtet im aktuellen Marktbericht die Entwicklungen an den Biomärkten.

Biomarkt bleibt Käufermarkt

(14.12.2023)

Dieser Text erschien ebenfalls im Magazin Land & Forst.

Wann fasst der Biomarkt wieder Tritt? Und wie entwickelt sich die Nachfrage nach Bioprodukten? Inflation, verhaltene Kauflust und ein recht großes Angebot an Futtergetreide bei einer gleichzeitig schwächeren Nachfrage der Bio-Mischfutterwerke bewirken gesamt genommen, dass sich die Preise in der aktuellen Kampagne 2023/2024 deutlich schwächer entwickeln als in der vergangenen Saison.

Um den Biomarkt richtig einzuschätzen, lohnt ein Blick zurück: Von welchem Niveau kommen wir? 2022/2023 erlebten wir durcheinander gewirbelte Märkte – getrieben von einem Krieg in Europa und entsprechend eingeschränkten Lieferketten. Die Reaktion der Märkte – konventionell und ökologisch – mündete in Volatilität. Quasi über Nacht festigten sich die Preise. Nach oben gab es gefühlt bald keine Grenzen. In der Spitze wurde etwa Mahlweizen am Biomarkt (11 Prozent Protein-Weizen mit 22 Prozent Kleber) mit über 450 Euro/Tonne geliefert zur Mühle gehandelt – Raps kostete über 1.000 Euro die Tonne.

Hohe Rohwarenpreisen sorgten für Preissteigerungen

Dann aber wendete sich das Blatt, denn mit den zunehmend hohen Rohwarenpreisen stiegen auch die Preise für die Verbraucher. Und weil nicht nur Lebensmittel teurer wurden, sondern manches mehr, reagierten die Verbraucher unter anderem mit abnehmender Nachfrage nach ohnehin teureren Bioprodukten. Das wiederum löste als Kettenreaktion eine schwächer werdende Nachfrage nach Rohwaren aus, genau gesagt seit dem ersten Quartal 2023. Zeitweise gaben die Preise für Futterweizen um 10 bis 15 Euro/Tonne pro Woche nach.

Der Markt entwickelte sich zu einem regelrechten Käufermarkt. Hinzu kamen immer wieder Partien, die dringend aus den Lagern mussten und mit Vergünstigung verkauft wurden. Auf der Nürnberger BIOFACH, der größten Bio-Lebensmittelmesse, machten im Februar Einbußen im Mischfuttergeschäft von rund 20 Prozent die Runde. Bis zum Anschluss der neuen Ernte versuchten darum alle Marktteilnehmer, ihre Bestände noch bestmöglich unterzubringen. Die Futtermischer konnten sich aussuchen, bei wem sie welche Mengen zu welchem Preis kaufen. Und im Speisebereich? Auch dort fehlte wegen der geringeren Nachfrage das Mehlgeschäft; die Mühlen waren verhältnismäßig gut gedeckt und zurückhaltend mit neuen Geschäften.

Schwierige Witterungsbedingungen

Im Frühjahr zu trocken, im Sommer zu nass – schlecht für die neue Ernte in der Kampagne 2023/2024. Fehlte den Beständen zunächst der Regen, kam er in Mengen im Sommer, pünktlich zur Erntezeit. Folglich holten die Betriebe deutlich weniger Speisegetreide vom Feld (wegen fehlenden Proteins, fehlenden Hektolitergewichten und zu geringen Fallzahlen), dafür aber mehr Futtergetreide. Im Mahlweizensegment blieben die höheren Qualitäten deutlich auf der Strecke; ein Weizen mit mehr als 12,5 Prozent Protein und mehr als 24 Prozent Feuchtkleber galt zeitweise als gesucht. In der Folge belebten sich die Märkte wieder, und die Mühlen zeigten sich bereit, für die besseren Qualitäten einen Aufschlag zu zahlen. Als Beispiel erzielte ein Mahlweizen mit 13 Prozent Protein und 30 Prozent Feuchtkleber zeitweise um die 430 Euro/Tonne. Dagegen kostete ein Mahlweizen mit 11 Prozent Protein und 22 Prozent Feuchtkleber rund 340 Euro/Tonne geliefert zur Mühle in Norddeutschland.

Geringe Fallzahlen beim Mahlroggen

Auch im Mahlroggen waren das Problem die geringen Fallzahlen, mit der Konsequenz, dass sehr viel Futterroggen in den Markt kam. Weil Roggen aber nicht in allen Futtern eingesetzt wird, tendierten die Preise auch hier in der Ernte deutlich schwächer. Zeitweise lagen der ökologische und der konventionelle Preis für Futterroggen sogar so dicht bei dicht, dass sich viele Landwirt:innen entschlossen, den ökologisch erzeugten Futterroggen konventionell zu vermarkten. Mahlroggen unterdessen wurde zwischenzeitlich zwar mehr nachgefragt – weil aber relativ viel Mahlroggen aus der Kampagne 2022/2023 überlagert wurde, war das nur ein kurzes Strohfeuer.

Leguminosenernte

Geprägt von durchwachsenem und nassem Wetter war auch die Leguminosenernte. Manche Felder konnten wegen zu viel Besatz gar nicht erst geerntet werden. Den Markt störte das aber nicht nennenswert – die Preise blieben unterm Strich stabil, da die Mischer mit alten Kontrakten noch recht gut eingedeckt waren. Inzwischen hat sich die Nachfrage so belebt, dass hier und da bereits nach Ackerbohnen und Erbsen gefragt wird.

Maisernte

Gut steht es um die Maisernte, der Markt bietet den Mischern genügend Ware an – und das nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus der Ukraine und dem Baltikum. Daraus natürlich folgt, dass die Preise weiter nachgeben. Wann sie das unterste Level erreichen, ist noch nicht abzusehen.

Nachfrage an Dinkel nimmt ab

Ganz und gar ruhig ist es um den Dinkel geworden, der sozusagen wie Blei in den Lagern liegt. Marktteilnehmer hoffen auf eine belebtere Nachfrage, die aber auf sich warten lässt. Nur vereinzelt versuchen sie ein gutes Geschäft zu machen und sich günstig mit Ware einzudecken.

Biomarkt bleibt ein Käufermarkt

Gesamt genommen ist der Biomarkt weiterhin ein Käufermarkt. Mühlen und Mischer verfügen derzeit über genügend Angebot und sind aktuell noch nicht bereit, mehr für Ware zu zahlen. Das drückt die Stimmung am Markt, und immer mehr Bio-Landwirt:innen überlegen, in die konventionelle Bewirtschaftung zu wechseln. Wann und ob der Biomarkt wieder festen Fuß fasst, hängt letztlich von der Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher ab.

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