Durch Engpässe beim Entladen von Schiffen und beim Verzollen in europäischen Häfen verzögerten sich die Anlieferungen weiter. Und mit dem erneuten Corona-Ausbruch in China mit teils sehr langen Lockdowns in Shanghai und anderen Städten ergaben sich neue Staus in den chinesischen Häfen. Weil nun aber die Lockdowns mit dem Monat Juni nach und nach aufgehoben wurden, können sich auch die entstandenen Staus langsam wieder auflösen. Doch dürfte es noch Monate dauern, bis sich die Lieferketten von den Produktionsstätten in die Seehäfen und weiter nach Europa wieder normalisiert haben. Bis dahin müssen wir bei manchen Produkten weiterhin mit Engpässen rechnen.
Ukraine-Krieg sorgt für erhebliche Markt-Turbulenzen
Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine verzeichnete der Markt bei zahlreichen Produkten und Preisen teils erhebliche Turbulenzen. Mit eingeleiteten Sanktionen gegen russische Unternehmen und deren Eigentümer ist seit dem März der europäische Import bestimmter russischer Rohstoffe und Produkte verboten. Im Zuge steigender Rohölpreise stiegen ebenso die Frachtraten deutlich an. Zudem fehlt es in Speditionen zunehmend an Fahrern. Das wiederum zieht längere bis lange Lieferzeiten nach sich, zu deutlich höheren Kosten, die letztlich auf die Kund:innen umgelegt werden. Mit den ebenfalls steigenden Gaspreisen kletterten auch zahlreiche Zusatzstoffe im Preis. Würde nun in den nächsten Monaten das Gas zunehmend knapp, könnten manche Produkte mutmaßlich nicht mehr produziert werden. Hersteller sind darum vorsichtig mit Angeboten; Kontrakte über einen längeren Zeitraum sind für sie momentan kein Thema. Das alles gilt es, vor allem hinsichtlich des kommenden Winters, im Blick zu behalten.
Aminosäuren
Nach den logistischen Engpässen im 4. Quartal 2021 haben sich die Preise im Vergleich zum vergangenen Jahr auf höherem Niveau stabilisiert. Unterdessen kommen in Europa noch Mengen an, die eigentlich bereits im vergangenen Jahr eintreffen sollten. Hinzu kommen die sonst ohnehin üblichen Mengen – die Folge sind aktuell sehr hohe Bestände in den europäischen Lägern. Speziell China weitet seine Produktionskapazitäten inzwischen wieder aus und der europäische Markt kann diese zusätzlichen Mengen voraussichtlich nicht aufnehmen, da der Bedarf zumindest zurzeit eher rückläufig ist. Weitere Preissteigerungen sind darum bis Ende des Jahres nicht zu erwarten.
Vitamine
Vitamine sind zurzeit trotz gestörter Lieferketten gut verfügbar und die europäischen Marktteilnehmer sind gut bevorratet. Die hohen Lagerbestände treffen auf einen eher rückläufigen europäischen Bedarf. Vitamin E hat sich auf einem hohen Niveau stabilisiert. Beim Vitamin A sind durch zusätzliche Mengen im Markt Überhänge entstanden, mit entsprechend fallenden Preisen.
Spurenelemente
Spurenelemente sind unmittelbar vom Kriegsgeschehen in der Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen gegen russische Unternehmen abhängig. Die Lieferzeiten haben sich deutlich verlängert, da die Herkünfte der einzelnen Metalle neu aufgeteilt wurden. Die Preise für die Spurenelemente sind aufgrund höherer Frachten, neuer Lieferwege und zum Teil veränderter Bearbeitungsformen gestiegen. Mit einer Entspannung ist vorerst nicht zu rechnen.
Phosphate
Mit dem militärischen Angriff Russlands auf die Ukraine stiegen die Preise für Futterphosphate exorbitant an. Russland nämlich verfügt über eines der weltweit größten Phosphatvorkommen und ist entsprechend einer der größten Exporteure für Phosphorsäure, speziell nach Europa. Die eingeleiteten Sanktionen gegen Russland unterbinden nun den Export. Unklar war im zweiten Quartal des Jahres, wie lange die Lagerbestände in Deutschland noch reichen würden – eine Verknappung war und ist deutlich spürbar. Viele Verbraucher von Futterphosphaten berechneten daraufhin ihre Einsatzraten neu und passten den Bedarf den Verfügbarkeiten an. Im weiteren Verlauf veränderten sich innerhalb sehr kurzer Zeit die Warenströme. Beobachter rechnen mit neuen Mengen aus der Türkei, aus Nordafrika und China im zweiten Halbjahr. Das dürfte zwar in Deutschland eine zumindest wieder kontinuierliche Versorgung mit Futterphosphaten bewirken, doch eine preisliche Entspannung ist dabei nicht zu erwarten. Denn weiterhin bleiben mengenmäßig bedeutende russische Produktionsstätten sowie europäische Produktionsstätten im Besitz russischer Unternehmen sanktioniert und dürfen keine Futterphosphate in Länder der Europäischen Union liefern.
* Aufgrund der sich kurzfristig ändernden Marktlage können Aussagen, die bei Redaktionsschluss getätigt wurden, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung überholt sein. Wir bitten dies zu beachten.