Bernhard Chilla analysiert den Agrarmarkt

Aussichten für 2021

News vom 01.02.2021

Marktanalyse

Märkte bleiben knapp versorgt – Sowohl bei Ölsaaten als auch beim Getreide bedarf es neuer Rekordernten, um die weltweite Nachfrage zu decken oder sogar Bestände aufzubauen. Möglich ist das, aber auch wahrscheinlich? Bernd Chilla ist skeptisch und rechnet nicht mit einem überbordenden Angebot.

Schon seit Mitte November befinden sich die Preise für alle Getreidearten und Raps in einem Aufwärtstrend. Zum Beginn des neuen Jahres explodierten dann die Rapspreise geradezu, und auch die Weizen- und Gerstenpreise zogen kräftig an. Geht das so weiter? Und wenn ja, wie lange noch?

Um die weitere Marktentwicklung einzuschätzen, muss man zurückblicken. Denn es sind langfristige Faktoren, die zu der aktuellen Entwicklung geführt haben. In der ersten Jahreshälfte 2020 dominierten die Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht nur die physischen Märkte, sondern auch die Börsenpreise. Nur Weizen konnte sich zu diesem Zeitpunkt aufgrund der da bereits vorherrschenden engeren globalen Versorgungsbilanz behaupten. Doch mit dem Sommer 2020 änderte sich die Ausgangslage deutlich:

  • Im August 2020 fegte ein heftiger Sturm durch die wichtigsten Mais- und Sojaregionen in den USA. Das ließ die Erwartungen einer neuen Rekordproduktion sinken.
  • In der Ukraine und großen Teilen der EU führte eine langanhaltende Trockenheit zu Ertragseinbußen beim Mais.
  • In China stieg die Importnachfrage nach Getreide und auch Ölsaaten viel stärker als bis dahin erwartet. Dieses war insofern bemerkenswert, da in China offiziellen Statistiken zu Folge gar kein Versorgungsproblem vorliegen sollte. Weizenexporte aus Frankreich nach China stiegen enorm an, die französische und ukrainische Gerste folgte. Danach stürzten sich chinesische Importeure auf den Mais aus den USA und der Ukraine. China scheint zu dem größten Importeur von Getreide weltweit aufzusteigen. Das war bisher nur aus dem Sojabohnenmarkt bekannt.

Seit dem Sommer bestimmt die Nachfrage den Preis, nicht mehr die Angebotsaussichten. In der zweiten Jahreshälfte 2020 änderte sich das Stimmungsbild in den Agrarmärkten deutlich. Das Thema Nachfrageentwicklung bzw. Nachfrageüberhang beherrschte die Schlagzeilen. Viele Marktbeobachter verglichen die Entwicklung mit den Jahren 2007 bis 2009. Damals ließ die Einführung von Beimischungsverpflichtungen für Biokraftstoffedie Nachfrage nach Getreide und Ölsaaten extrem stark ansteigen, sodass sie das Angebot übertraf. Andere Marktteilnehmer gingen sogar noch viel mehr Jahre zurück und sprachen von der »Great Grain Robbery 2.0«. Gemeint ist die Lage im Sommer 1972. Russland wurde in diesem Jahr über Nacht ein großer Importeur von Weizen und das führte damals weltweit zu einer knappen Getreideversorgung.

Mit der hohen Nachfrage und den starken Exporten von Weizen aus Russland oder Mais aus Argentinien kam zudem wieder ein Phänomen zum Tragen, das längere Zeit nicht mehr in den Agrarmärkten zu finden war: Regierungen griffen wieder in die Exportmärkte ein. Unterstützt durch schwache Währungen führte die hohe Nachfrage in Argentinien und Russland zu einem enormen Preisanstieg in den jeweiligen Binnenmärkten. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, führte die russische Regierung Exportsteuern auf Weizen ein, die ab Februar greifen sollen. In Argentinien soll der Maisexport bis Ende Februar nur noch eingeschränkt möglich sein. Diese Entscheidungen sollten zumindest kurzzeitig das Getreideangebot auf den Weltmärkten verknappen.

Hier können Sie die Markt-Aussichten in der aktuellen Ausgabe der DLG-Mitteilungen in voller Länge lesen.

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