Zeitenwende in der Düngestrategie

Düngemittel effizient einsetzen

März 2023: Auf das aktuelle Marktgeschehen reagieren viele Landwirt:innen verhalten. Natürlich achten sie bei der ackerbaulichen Praxis auf Sparsamkeit. Das liegt einerseits an unsicheren Lieferbarkeiten und andererseits an den deutlich gestiegenen Betriebsmittelpreisen. Die Liste der enorm gewachsenen Herausforderungen für Betriebsleiter:innen hört bei der Planung der Düngestrategie 2023 nicht auf.

Vielleicht ist es ein kleiner Trost, dass sich inhaltlich an der Düngeverordnung seit 2020 nichts Wesentliches geändert hat. Doch die dritte Ausweisung der Kulissen für rote Gebiete innerhalb von drei Jahren lässt viele den kleinen Trost sehr schnell wieder vergessen. Trotz der Veränderungen und Herausforderungen ist die Aussaat von Winterraps und -getreide erfolgt und die Planungen für Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben liegen in den Schubladen. Wenn die Entscheidung für ein weiteres Erntejahr gefallen ist, muss die Düngestrategie passen, damit die Betriebe erfolgreich wirtschaften.

Kosten und Erlöse genau beobachten

Wichtiger denn je ist unter diesen Bedingungen die Kalkulation der eigenen Kosten- und Erlösstrukturen. Nur so lassen sich die gestiegenen Preise in das Gefüge des Marktes einordnen. Wenn Vorverkäufe von Ernteprodukten auf hohem Niveau getätigt werden können, sinkt das Risiko von Fehlentscheidungen im gleichzeitigen Einkauf von Betriebsmitteln.

Praktiker müssen umdenken

Im zweiten Halbjahr 2022 sind im Segment der Stickstoffdünger maßgeblich Harnstoff und AHL vorgekauft worden. Zwischenzeitlich waren Nitratdünger kaum oder gar nicht verfügbar, während Harnstoff und AHL als internationale Düngersorten auf dem Markt preislich attraktiv waren. Mittlerweile sind wieder alle Düngertypen zu haben – wenn auch nicht in beliebiger Menge und teils zu hohen Preisen. „Wir werden also in 2023 mehr Harnstoff und AHL in der Fläche haben als in der Vergangenheit. Demnach müssen einige Praktiker umdenken und die Eigenschaften der N-Einzeldünger bedenken“, erklärt Arne Klages von der AGRAVIS Pflanzenbau-Vertriebsberatung und nennt ein Beispiel: „Ohne Nitrat in der Startgabe können Landwirt:innen die Bestockung nur mit N-Frachten über 100 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und einer möglichst frühen Terminierung anregen.“

Schlechtere Versorgung mit Sulfat

„Aufgrund der geringen Mengen schwefelhaltiger Stickstoffdünger erwarten wir außerdem eine deutlich schlechtere Versorgung mit Sulfat. Auf den meisten Feldern ist die frühe Versorgung der Kulturen, vor allem Raps und Gerste, nur mit frisch gedüngtem SO4 möglich. Und dies ist notwendig, da die Aufnahme des teuren Stickstoffs von der Bereitstellung des Schwefels abhängig ist“, betont der Pflanzenbauexperte. Steht der Pflanze kein Sulfat zur Verfügung, kann sie keinen Stickstoff verstoffwechseln. Schwefel aus Wirtschaftsdüngern ist meist erst bei höheren Bodentemperaturen Ende April verfügbar. Die gleiche Lücke entsteht, wenn die Betriebe erst jetzt auf Elementarschwefel umstellen. Auch Bittersalz bietet keinen umfassenden Ersatz. Es bleibt die Ergänzung der Startgabe mit SSA, Kieserit oder Kornkali.

Expertentipp

Unabhängig davon, wie Ihre individuelle Situation die Versorgung mit Düngemitteln ermöglicht, beachten Sie daher folgende Aspekte:

  • Sparen Sie im Sinne der Liebigtonne nicht einseitig.
  • Ergänzen Sie in jedem Fall die Stickstoffversorgung von Raps und Getreide mit Sulfat.
  • Achten Sie vor allem bei reduziertem Einsatz von Wirtschaftsdünger auf die Kaliversorgung.
  • Bleiben Sie mit Pflanzenanalysen dieses Jahr noch näher am Versorgungsstand Ihrer Pflanzen – jedes Kilo zählt!
  • Entscheiden Sie zu Vegetationsbeginn schlag- und sortenspezifisch die Weizendüngung ertrags- oder qualitätsorientiert.

Die sogenannte Liebigtonne symbolisiert das Gesetz des Minimums.

Der Rückgang der Tierzahlen bringt geringere Wirtschaftsdüngermengen mit sich. Landwirt:innen sollten daher überprüfen, ob die Kulturen unter den neuen Bedingungen ausreichend mit Kali und Phosphor versorgt sind. So kann die bereits genannte Ergänzung mit schwefelhaltigen Kalidüngern zu Vegetationsbeginn in zweierlei Hinsicht den Ertrag sichern. „Bei der Phosphorversorgung ist eine Saatband- oder Unterfußdüngung stets die bessere Option als der kostengetriebene komplette Verzicht. Gerade im Mais bieten neue Kombinationen wie der NP 18/16 mit Schwefel, Zink und Bor passende Alternativen zum alten Standard“, erläutert Arne Klages.

Gesetz des Minimums mit dem Symbol der Liebigtonne

Zwar ist jedes sinnvoll eingesparte Kilogramm Düngemittel wichtig. Allerdings ist der Verlust durch jedes nicht geerntete Kilogramm Ertrag wesentlich größer als früher. „Je knapper gedüngt wird, desto wichtiger ist es, die Versorgung der Pflanzen zu kontrollieren. Das Gesetz des Minimums mit dem Symbol der Liebigtonne bleibt aktuell“, verdeutlicht der Pflanzenbauberater. Mithilfe von Pflanzenanalysen können Landwirt:innen im Laufe der Vegetation überprüfen, ob die Pflanzen mit allen essenziellen Nährstoffen versorgt sind, und gegebenenfalls kurzfristig reagieren. Dafür reichen 500 Gramm Frischmasse des oberirdischen Aufwuchses, die der Betrieb anschließend ins Labor schickt. „Bedenken Sie eine Bearbeitungszeit von sieben bis zehn Tagen. Weitere Auskunft zu Pflanzenanalysen geben die Kolleg:innen der AGRAVIS Pflanzenbau-Vertriebsberatung gern.“

Hohe Düngepreise erschweren Entscheidungen

Neben reduzierten Düngermengen sollten Landwirt:innen frühzeitig darüber nachdenken, wie sie die Düngegaben beim Stickstoff verteilen. Denn die Rückgänge der Tierzahlen könnten sich ebenfalls auf die Preise für Weizen mit Backqualität auswirken. Durch die Vorgaben der Düngeverordnung ist es außerdem schwieriger, hohe Proteingehalte zu erreichen. Hohe Düngepreise erschweren die Wahl der richtigen Strategie zusätzlich.

AGRAVIS-Versuche mit wichtigen Erkenntnissen

In den Jahren 2021 und 2022 führte die AGRAVIS verschiedene Düngeversuche in Südhannover durch. Die Ergebnisse zeigten: Eine betonte Abschlussgabe im Fahnenblattstadium mit mindestens 70 bis 80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar konnte den Proteingehalt steigern. Kommen Weizenbestände gut bestockt aus dem Winter oder sind als Einzelährentyp beschrieben, können Landwirt:innen die Start- und Schossgabe auf jeweils 40 bis 60 Kilogramm pro Hektar reduzieren. „Diese Entscheidung müssen Betriebe bereits zu Vegetationsbeginn treffen – wohlwissend, dass ausbleibende Niederschläge zur Zeit der Abschlussgabe ein Risiko darstellen“, betont Arne Klages.

Teilflächenspezifische Verteilung der Düngemittel

Ungeachtet aller Witterungs- und Kostenrisiken ist die teilflächenspezifische Verteilung der Düngemittel sinnvoll. „Jeder Düngerstreuer, dessen Ausbringmenge während der Fahrt anpassbar ist, ermöglicht die effiziente Applikation – ohne zusätzliches Terminal und Freischaltungen“, so Klages. Mit der teilflächenspezifischen Stickstoffdüngung von AGRAVIS NetFarming können Betriebe die Erträge steigern und Kosten optimieren.

Sie möchten mehr erfahren? Nehmen Sie Kontakt zu uns auf:
Arne Klages, Ansprechpartner für Düngung bei der Pflanzenbau-Vertriebsberatung, Telefon 0511 . 8075-3525 oder 0152 . 0181028, arne.klages@agravis.de.

AGRAVIS Düngeverordnung schwefelhaltige Düngemittel

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