Auf dem Betrieb von Dr. Lutz Beplate-Haarstrich befindet sich die AGRAVIS Future Farm
Vor 16 Jahren schrieb Lutz Beplate-Haarstrich seine Doktorarbeit über einen Korndummy mit Radiofrequenzidentifikation. Mit dem Korndummy wurde das Getreide markiert, so dass dessen Herkunft zurückverfolgt werden konnte. Mit diesem Thema promovierte Beplate-Haarstrich 2007 an der Georg-August-Universität Göttingen im Bereich Agrartechnik/Pflanzenbau. Heute wirtschaftet er in Suderburg im Landkreis Uelzen mit teilflächenspezifischen Modulen auf Basis von Satellitendaten und ein Feldroboter hackt seine Zuckerrüben. Beplate-Haarstrich ist Betriebsleiter der AGRAVIS Future Farm, auf der die AGRAVIS innovative digitale Produkte und Konzepte auf ihre Praxistauglichkeit prüft.
Der 45-Jährige hat, nach landwirtschaftlicher Ausbildung, Studium und Promotion, 2007 den Betrieb von seinem Vater übernommen. Mit den Eltern, Ehefrau und zwei Töchtern lebt Beplate-Haarstrich auf dem Hof an der Bahnhofstraße mitten in Suderburg. In unmittelbarer Nachbarschaft ist die Fakultät Bau – Wasser – Boden der Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften. Ihren Ursprung hatte sie ab 1853 in der Wiesenbauschule im alten Gutshaus auf dem Beplatenhof. Heute ist dort die „Zentrale“ der AGRAVIS Future Farm mit hochmodernen Schulungsräumen untergebracht.
Das Herzstück der AGRAVIS Future Farm befindet sich wenige Kilometer entfernt auf den Feldern von Beplate-Haarstrich. Hier baut er Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps und Getreide an. Seit 2018 sind seine Äcker das Experimentierfeld für die Expert:innen der AGRAVIS-Bereiche Technik, Pflanzenbau und Digitalisierung. Für Dr. Lutz Beplate-Haarstrich eine willkommene, höchst spannende „Spielwiese“. Denn er ist hautnah dabei, wenn Landtechnik der Zukunft getestet wird oder Zwischenfruchtversuche Antworten auf die Frage nach einem möglichen Ersatz für Glyphosat geben sollen.
Der komplette Titel von Beplate-Haarstrichs Doktorarbeit, die 2009 veröffentlicht wurde, lautete: „Entwicklung eines Korndummies zur direkten Markierung von Getreide mittels Radiofrequenzidentifikation (RFID) als technische Möglichkeit zur Rückverfolgung“. „Das Thema Rückverfolgbarkeit war damals allgegenwärtig. Wir hatten uns überlegt, ob das mit RFID-Technik möglich wäre.“ Sein Fazit: „Technisch ist das umsetzbar. Mein Nachfolger am Institut hat das Projekt weitergeführt, aber es kam nicht in die Praxis.“
Das ist bei den Produkten und Konzepten, die die AGRAVIS auf Beplate-Haarstrichs Feldern testet, anders. Beispiel Feldrobotik: Vier vollautomatische Maschinen fuhren 2021 über die Felder in Suderburg. Die Untersuchungen lieferten den AGRAVIS-Fachleuten und den Herstellern wichtige Erkenntnisse, inwieweit die Technik für den Betrieb gut einsetzbar ist. 2022 nahm die AGRAVIS zwei der Modelle in den Vertrieb auf. Der Farmdroid FD20 und die Präzisionsfeldspritze von ARA arbeiteten 2022 in Suderburg mit – der Farmdroid beispielsweise säte und hackte die Zuckerrüben.
„Ich bin sehr neugierig und schaue gerne, was es Neues gibt. Mein Vater und ich hatten seit Jahren Versuche zum Beispiel der Landwirtschaftskammer und von Nordzucker auf dem Betrieb. Wir waren auch Gastgeber von Feldtagen“, erklärt Beplate-Haarstrich. Als die Anfrage der AGRAVIS nach einer Zusammenarbeit kam, sagte er gerne zu: „Ich bekomme tiefere Einblicke in moderne Landtechnik, die ich sonst nicht bekommen hätte. Maschinen wie den Fendt One oder die Feldroboter hätte ich nicht einsetzen können. Es ist wie ein Blick in die Zukunft“, erläutert der Landwirt. Außerdem: „Mich bringen die Erkenntnisse weiter und ich kann innovative Dinge ohne großen finanziellen Aufwand schnell umsetzen.“
Beispiele gefällig?
„Der teilflächenspezifische Pflanzenschutz oder diese Art der Düngung sind sehr schnell umsetzbar. Jeder moderne Streuer kann das, da muss der Landwirt nur in Applikationskarten investieren. Die Konzepte von AGRAVIS NetFarming sind am Markt gut eingeführt und haben sich bewährt.“
Der Feldroboter Farmdroid FD20 wäre bei ihm als konventionellem Betrieb nicht eingesetzt worden. „Bei Biobetrieben ist das etwas anderes. Da ist der FD20 Gold wert.“
Die Tests und Versuche der AGRAVIS werden in den Alltag des Betriebs integriert. Beplate-Haarstrich hat bei allen Planungen das letzte Wort: „Wenn ich nicht möchte, dass etwas bei mir umgesetzt wird, passiert das nicht. Aber wir arbeiten sehr gut zusammen, das Team passt“, sagt er. Bei Feldtagen auf der AGRAVIS Future Farm – seinem Betrieb – ist er als Ansprechpartner mit dabei, hält sich sonst aber im Hintergrund.
Beplate-Haarstrich ist ein guter Multiplikator für die AGRAVIS Future Farm. Unter anderem ist er ehrenamtlich als Hegeringleiter, im Vorstand der Landberatung und im erweiterten Vorstand des Maschinenrings Uelzen-Isenhagen engagiert. Hier erzählt er von den Untersuchungen auf seinem Betrieb. „Ich werde aber auch von den Nachbarn angesprochen, wenn sie mal wieder eine ganz neue Maschine auf meinen Feldern oder auf dem Hof gesehen haben. Sie wollen dann wissen, was das ist und was die kann“, erzählt er.
Bei allen Untersuchungen bleibt das Team der AGRAVIS Future Farm immer nah an der Praxis: „Es gibt nicht zu viele Eingriffe in meinen Betrieb“, betont Beplate-Haarstrich und fügt hinzu: „Wir entwickeln hier keine Prototypen, sondern arbeiten mit dem, was auf dem Markt ist oder kurz vor der Marktreife steht. Wir klopfen verfügbare Produkte und Konzepte darauf ab, ob sie für den Betrieb praktisch sind und weiterhelfen.“