Zur Aussaat 2020 steht mit „Sensation“ eine neue Gelbverzwergungsvirus-resistente Sorte zur Verfügung, die auch in den agronomischen Eigenschaften überzeugt. Im Gegensatz zu den wenigen anderen, in Europa zugelassenen resistenten Gerstensorten sind bei „Sensation” die Schwachpunkte Strohstabilität, Kleinkörnigkeit und niedriges Hektolitergewicht auf einem hohen Niveau. Im Hektolitergewicht ist sie vergleichbar mit Sorten, die mit der Note 6 eingestuft sind. Zudem ist sie standfest, zeigt eine geringe Neigung zum Halm- und Ährenknicken und verfügt außerdem über eine gute Blattgesundheit gegenüber allen Gerstenkrankheiten.
Auch gegen andere Viren resistent
Ertraglich hält „Sensation” auch in Situationen ohne Virusbefall mit neueren, nicht resistenten Sorten mit. Darüber hinaus ist der Deutschen Saatveredelung AG (DSV) mit der Züchtung von „Sensation” etwas bisher Einmaliges gelungen, denn die Sorte besitzt neben der Resistenz gegenüber dem Gelbverzwergungsvirus zusätzlich jede andere in der Gerste mögliche Virusresistenz. Damit ist sie sowohl gegen den bodenbürtigen Gelbmosaikvirus (BYMV-1) und den Milden Mosaikvirus (BYMMV) als auch gegenüber dem neuen Typ des Gelbmosaikvirus (BYMV-2) geschützt.
Anbau auf allen Standorten möglich
Diese Eigenschaften machen „Sensation” zur bisher einzigen multiresistenten Sorte, ihr Anbau kann auf allen Standorten erfolgen. Vor allem auf den mit Gelbmosaikvirus Typ 2 befallenen Standorten ist eine weitere Eigenschaft von „Sensation” interessant: Sie ist ausgesprochen frühreif und hat eine zügige Jugendentwicklung bei guter Winterhärte.
Übertragung durch Blattläuse
Das Gelbverzwergungsvirus der Gerste wird durch Blattläuse während ihrer Saugtätigkeit auf die Pflanze übertragen. Dabei ist es schon ausreichend, wenn ein relativ geringer Anteil der Blattlauspopulation das Virus in sich trägt. Blattläuse sind bei Temperaturen ab acht Grad aktiv – Temperaturen, wie sie immer häufiger auch in den eigentlich kalten Monaten Dezember bis März auftreten. Besonders ertragsrelevant sind Herbstinfektionen. Sie erlauben den Läusen, sich stärker zu reproduzieren und neue Pflanzen zu infizieren, wodurch das Virus sich über einen längeren Zeitraum in der Pflanze vermehren kann. Die Folge ist eine deutlich stärkere Symptomausprägung. Dramatische Ertragsausfälle bis hin zum Umbruch sind möglich.
Ertragsminderungen durch Infektionen
Im Herbst infizierte Pflanzen sind zudem stark auswinterungsgefährdet. Frühsaaten sind meist stärker betroffen, da sie den Befallszeitraum verlängern und die Läuse von benachbarten, abgeernteten Maisschlägen einfliegen können. Aber auch Infektionen im zeitigen Frühjahr können stark ertragswirksam sein. Eine Bekämpfung des Gelbverzwergungsvirus ist nur möglich, indem die Blattlaus als Virusvektor mit Insektiziden bekämpft wird. Da die Insektizidwirkung aber nur für eine kurze Zeit anhält und man die Tage mit Zuflug relativ genau treffen muss, kann es trotz mehrmaliger Anwendung in Jahren mit langanhaltender milder Herbst- beziehungsweise Winterwitterung zu Infektionen kommen.
Besser genetische Resistenz als Insektizide
Zudem sind ausschließlich Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide zu diesem Zweck zugelassen und deshalb einer großen Resistenzgefahr ausgesetzt. Die deutlich zielgerichtetere Anbeizung von systemischen Wirkstoffen an das Korn ist aktuell nicht zugelassen und auch in Zukunft nicht zu erwarten. Aufgrund dessen bietet die neue genetische Resistenz gegen das Virus die bestmögliche Lösung, die mit der Aussaat 2020 zur Verfügung steht.
Weitere Informationen gibt es bei Thomas Husemann, Telefon 0511 973396-12, thomas.husemann@agravis.de