Regionale Ernteprognose 2021

Positive Zwischenbilanzen

Im AGRAVIS-Arbeitsgebiet steht die Getreideernte bevor. Auch wenn die Wetterbedingungen regional unterschiedlich sind, fallen die Zwischenbilanzen im Vergleich zu den vergangenen Dürrejahren größtenteils deutlich positiver aus. Die Expert:innen der AGRAVIS geben einen Überblick.

Gute Voraussetzungen in Ostfriesland
„Wir haben im Herbst 2020 gute Bedingungen zur Aussaat gehabt. So ist relativ viel Fläche mit Wintergetreide bestellt worden“, berichtet Hilko Kroon, Getreidehändler bei der AGRAVIS Ems-Jade GmbH. Auch konnte im Frühjahr relativ gut Sommergetreide gesät werden. Bei nassem und kühlem Wetter im April und Mai habe sich sicherlich nicht jeder Bestand optimal entwickelt, gute Erträge seien aber dennoch zu erwarten. „Mitte Juni legten Hagelschauer punktuell einige Bestände komplett um, aber in der Breite hatten wir noch Glück“, ergänzt Hilko Kroon.

Beim Winterweizen und bei der Wintergerste rechnet der Getreidehändler aktuell mit durchschnittlichen Erträgen von rund acht Tonnen pro Hektar bzw. sieben Tonnen bei der Triticale. Die Sommergerste wird wohl wieder 5 bis 6 Tonnen bringen und der Raps im Schnitt 4 Tonnen pro Hektar. „Erntebeginn für die Wintergerste wird bei uns voraussichtlich die 28. Kalenderwoche sein. Der Winterweizen wird wohl Anfang August folgen“, so Kroon.

Positive Stimmung in Niedersachsen-Süd
Im Arbeitsgebiet der AGRAVIS Niedersachsen-Süd GmbH blicken die Expert:innen optimistisch Richtung Ernte: “Wir rechnen mit rund 10 Prozent mehr Ertrag”, erklärt Geschäftsführer Rainer Widdel. Die Saat ist durch den milden Winter mit anschließendem Schnee gut in das Frühjahr gekommen, und im Frühjahr war, im Gegensatz zu den Vorjahren, auch ausreichend Feuchtigkeit vorhanden. Auch der Mai spielte den Landwirt:innen in die Karten: “Der Wonnemonat Mai war kühl und nass, da gibt es die Redewendung: Mai kühl und nass füllt dem Bauern Scheun und Fass”, sagt Widdel. Bei normalem Witterungsverlauf rechnet die AGRAVIS Niedersachsen-Süd mit der Gerstenernte nicht vor dem 5. Juli.

Sehr ordentliche Prognose in Westfalen-Süd
Ohne die Sorgenfalten aus den vergangenen Jahren blickt auch die AGRAVIS Kornhaus Westfalen-Süd GmbH auf die bevorstehende Ernte. „Die Bestände sehen sehr ordentlich aus“, sagt Vertriebsleiter Frederik Fischer-Neuhoff. Auch hinsichtlich der Erträge ist er zuversichtlich, das gilt auch für den Raps: „Der Raps hat im Frühjahr üppig geblüht, entsprechend hat er viele Schoten gebildet.“ Die jüngsten Niederschläge hatten laut Fischer-Neuhoff für die Korneinlagerung beim Weizen einen zusätzlichen positiven Effekt. Der Startschuss für die Gerstenernte in der Region fällt vermutlich Ende KW 27 oder Anfang KW 28. Danach folgen schrittweise die weiteren Kulturen, und auch beim Blick auf den Mais ist der Vertriebsleiter optimistisch. „Der Mais hat den etwas verspäteten Start aufgrund der kühlen Witterung inzwischen aufgeholt.“

Die positive Grundstimmung auf den Ackerbaubetrieben im Arbeitsgebiet der AGRAVIS Kornhaus Westfalen-Süd GmbH wird abgerundet durch die erfreulichen Erträge beim ersten Grünschnitt. Für den zweiten und dritten Schnitt sehe es aktuell ebenfalls gut aus, so Fischer-Neuhoff.

Solide Ernte in Ostwestfalen und Nordhessen erwartet
„Voraussichtlich keine Spitzenerträge in der Gerste“ – für Ostwestfalen und Nordhessen zieht Stefan Bobbert, Außendienstler bei der AGRAVIS Westfalen-Hessen GmbH, Zwischenbilanz. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir in dieser Kultur durch die milden Winter profitiert. Zwar hat sich auch in diesem Jahr die Gerste im Frühjahr gut entwickelt. Doch wegen des wechselhaften Wetters mit starker Sonneneinstrahlung und Niederschlägen zeigen sich in den vergangenen zwei Wochen deutliche Schäden mit Ramularia, wodurch die Abreife zunehmend beschleunigt wird. Spitzenerträge werden dadurch begrenzt“, erläutert Bobbert.

Für die bevorstehende Weizenernte sieht der Experte beste Voraussetzungen. „Alle Standorte haben dieses Jahr das Potenzial, Top-Erträge zu erzielen. Daher werden wir voraussichtlich über alle Bodenpunkte hinweg gute Ernten einfahren“, schätzt Bobbert die Situation ein. Grund dafür sind die günstigen Wetterbedingungen. „Wie alle Kulturen hat auch der Weizen von den Niederschlägen in der Hauptwachstumsphase profitiert. Die Regenmengen bis April waren ansonsten im Vergleich zu den vergangenen Dürrejahren gleich, nur der Zeitpunkt bzw. die Verteilung war günstiger“, macht Bobbert den Unterschied deutlich. „Rekorderträge wären durchaus möglich, auch die bisherigen Hitzephasen haben keine Schäden hinterlassen. Allerdings herrscht in den Weizenbeständen ein vergleichsweise höherer Krankheitsdruck, wodurch es zu leichten Abfällen kommen kann“, schränkt Bobbert ein und ergänzt: „Über alle Getreidekulturen hinweg zeigt sich außerdem ein teilweise extremer Gräserdruck durch Ackerfuchsschwanz und Trespen, der mancherorts die Ernte erschwert. Auch Resistenzen gegen den Ackerfuchsschwanz werden zunehmend deutlich.“

Den Erntestart erwartet Stefan Bobbert für das Arbeitsgebiet der AGRAVIS Westfalen-Hessen GmbH frühestens zwischen dem 10. und 15. Juli. „Die vergangenen zwei schnellen Dürrejahre geben uns das Gefühl, dass sich die Bestände langsamer entwickeln. Tatsächlich können wir aber in den Kulturen eine normale Entwicklung beobachten“, gibt Bobbert Entwarnung.

Eine überraschend gute Entwicklung zeigt der Raps. Nach drei enttäuschenden Jahren konnten die Rapsanbauer in Ostwestfalen und Nordhessen bereits 2020 erstmals aufatmen. Nun geht der Positivtrend weiter. „Die gleichmäßige Entwicklung der Rapsbestände mit einem geringen Schädlingsbefall, besonders beim Rapsglanzkäfer, lässt auf eine gute bis sehr gute Ernte hoffen“, betont Bobbert.

Der Mais ist verzögert in die Saison gestartet. „Durch das kühle Frühjahr wurde der Mais fast zehn Tage später gelegt“, erinnert sich Bobbert. „Ein spürbar unterkühlter Mai hat für eine verzögerte Entwicklung gesorgt, die Bestände haben sich aber gut erholt. Dennoch könnte die Abreife zum Herbst verzögert ablaufen“, so die Prognose des Experten.

Getrübte Stimmung im Osten
Die hohen Temperaturen im Juni haben sich auf die Ertragserwartungen im Arbeitsgebiet der AGRAVIS Ost (Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Thüringen) maßgeblich ausgewirkt. „Die Hoffnung auf eine überdurchschnittlich große Ernte hat sich nach der Hitzewelle deutlich getrübt“, berichtet Wilhelm Winkelmann, Leiter Agrarhandel der AGRAVIS Ost. Niederschläge, die regional in sehr unterschiedlicher Menge niedergegangen sind, bringen nur zum Teil eine Entlastung. „Wir gehen im Gebiet der AGRAVIS Ost hinsichtlich der Qualitäten und der Erträge von einer sehr heterogenen Ernte aus“, erklärt Winkelmann. Wie sich der Raps entwickeln wird und ob er ein ausreichendes Tausendkorngewicht für einen sicheren Ertrag entwickeln kann, steht noch nicht fest. Die Gerstenernte wird voraussichtlich Anfang Juli starten.

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