Wachstumspotenziale der Bullen

Zusammenspiel aus hoher Grundfutterqualität und Nährstoffkonzentration

Die intensive Bullenmast ist ein Schwerpunkt, in dem die AGRAVIS-Produktionsberater Rind den Bullenmästern mit Ideen, Tipps und Tricks zur Seite stehen. Die Berater Jens Gödde und Christian Bertling erläutern, worauf es bei der Fütterung von Bullen ankommt.

Welcher Mastabschnitt entscheidet über den Erfolg in der Bullenmast?

Gödde: Bei einer Mastdauer von etwa 16 bis 18 Monaten sollte in keiner Mastphase eine Mangelsituation hinsichtlich der Nährstoffversorgung auftreten. Insbesondere die Anfangsmast bis 350 Kilogramm Lebendmasse ist zu berücksichtigen. Hier befindet sich das größte Wachstumspotenzial. Folglich könnte es in Anbetracht der Kostensituation ähnlich wie in der Schweinemast interessant sein, mehrphasig zu füttern, um das Wachstumspotenzial voll ausschöpfen zu können und eng am Bedarf der Tiere zu füttern.

Welchen Stellenwert hat das Grundfutter als Hersteller von Mischfuttern?

Bertling: Das Grundfutter nimmt in einer klassischen Bullenmastration einen sehr hohen Anteil von 80 bis 90 Prozent ein. Folglich sollte der Einfluss der Grundfutterqualität und -hygiene im Hinblick auf die Leistung in der Bullenmast keinesfalls unterschätzt werden. Das Grundfutter- sowie das Futtertischmanagement spielen dabei eine wichtige Rolle. Ließe sich eine Erhöhung der Futteraufnahme um 1 Kilogramm Silomais (35 Prozent Trockensubstanz 11,0 MJ ME) realisieren, würde die zusätzliche Energieaufnahme für einen Mehrzuwachs von mehr als 100 Gramm stehen.

Gut zu wissen...

Rund 9,1 Kilogramm Rind- und Kalbfleisch verzehren die Deutschen pro Kopf und Jahr.

Aktuell neigt besonders der Silomais aufgrund durchschnittlich höherer Trockensubstanzgehalte zur Nacherwärmung. Wir wissen, dass die Futteraufnahme bei Verfütterung solch nacherwärmter Silagen merklich negativ beeinträchtigt wird, sodass nicht zuletzt auch durch den Energieverlust deutliche Leistungseinbußen zu erwarten sind. Daher sind Fehler im Grundfuttermanagement durch ein Mischfutter nur begrenzt zu beheben. Nur durch ein positives Zusammenspiel aus hoher Grundfutterqualität und Nährstoffkonzentration kombiniert mit der entsprechenden Produktionstechnik lassen sich die Leistungen in der intensiven Bullenmast maximieren.

Wo liegen die Hauptprobleme in der Bullenfütterung im Hinblick auf die Tiergesundheit?

Gödde: Die Fütterung in intensiv geführten Bullenmastbetrieben basiert zum Großteil auf stärkereichem Silomais und energiereichem Kraftfutter.

Eine hohe Passagerate durch den MagenDarm-Trakt und hohe Anteile schnell verfügbarer Kohlenhydrate (Stärke, Zucker) sowie strukturarme Futterkomponenten führen zu einem raschen Abfall des pH-Wertes und damit zu einer Übersäuerung des Pansens (subklinische Pansenacidose) der Bullen. Unterliegt der Pansen einem längeren Zeitraum derartigem Stress, kommt es zum Absterben zellolytischer Bakterien im Pansen. Dies gilt es zu vermeiden. Die Herausforderung liegt in der Strukturversorgung der Ration, damit eine wiederkäuergerechte Fütterung gewährleistet ist. Der Übersäuerung des Pansens kann somit vorgebeugt werden und den Folgen, die eine Pansenacidose mit sich bringt, kann präventiv entgegengewirkt werden.

Was ist dagegen zu unternehmen?

Gödde: In Absprache mit dem AGRAVISFuttermittelberater sollte die Ration überprüft werden. Neben der Strukturversorgung ist es jedoch genauso wichtig, das Verhalten der Bullen im Stall genau zu beobachten. Ein Mastbullenbestand kann sehr unterschiedlich auf Veränderungen in der Fütterungsgestaltung reagieren, sodass die Tiere maßgeblich selbst zeigen, ob die Ration ausgeglichen ist oder nicht. Liegt akut eine Übersäuerung des Pansens vor, kann der Einsatz von Natriumbikarbonat als Pansenpuffer ratsam sein. Für eine langfristige Verbesserung der Pansengesundheit kann der Einsatz von Lebendhefen förderlich sein. Als Kombinationsprodukt aus dem Hause der AGRAVIS bietet sich das Produkt Vitamiral Bulle Relax an.

Was denken Sie über den Einsatz von Futterharnstoff in der Bullenfütterung?

Bertling: Allgemein gilt Futterharnstoff als günstige Proteinquelle für die Wiederkäuerfütterung. Rationen aus reinen Kostengründen mit Futterharnstoff auszustatten, ist allerdings nicht empfehlenswert. Es ist wichtig zu wissen, in welchen Rationen Futterharnstoff eine sinnvolle Ergänzung darstellt. Die Grundvoraussetzungen für den Einsatz von Futterharnstoff sind:

  • ausreichend schnell verfügbare Kohlenhydrate (Stärke, Zucker) beispielsweise durch hohe Anteile Silomais in der Ration
  • Verfütterung an Tiere mit voll entwickelter Pansenfunktion.

Da in vielen Bullenmastrationen besonders Wert auf Proteinqualitäten gelegt wird, die nur in Teilen im Pansen verfügbar sind, kann bei Anflutung von hohen Mengen schnell verfügbarer Energie ein Stickstoffmangel im Pansen provoziert werden. An dieser Stelle kommt der Futterharnstoff ins Spiel, der in Form von Stickstoff nur im Pansen wirkt. Auf diese Weise kann ein Stickstoffmangel im Vormagen des Bullen bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden. Dieser Stickstoff kann von den Pansenmikroben zu Mikrobenprotein umgebaut werden, welches für die Bildung von Muskelfleisch benötigt wird. Aufgrund der geringen Einsatzmengen und im Hinblick auf die Mischgenauigkeit im Futtermischwagen sollte Futterharnstoff nach Möglichkeit nicht in Reinform, sondern als Ergänzungsfuttermittel oder als Bestandteil des Mischfuttermittels eingesetzt werden. Ob Futterharnstoff eine sinnvolle Ergänzung zur Bullenmastration darstellen kann, sollte der Bullenmäster gemeinsam mit dem AGRAVIS-Futtermittelberater besprechen.

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