Methan, Klimawandel & Co. – Klimakiller Kuh?

Warum Kühe ein Teil der Lösung sind

Treibhausgase, Klimawandel, erneuerbare Energien und CO2 – das alles sind Schlagworte, die aus den täglichen Nachrichten kaum noch wegzudenken sind. In diesem Zusammenhang wird auch die Landwirtschaft, und speziell die Rinderhaltung, vermehrt thematisiert. Immer öfter wird sie als Teil des Problems bezeichnet und es werden Veränderungen im System von verschiedenen Seiten eingefordert.

Tierarzt Dr. Bernhard Lingemann, AGRAVIS Futtermittel GmbH, erklärt im Interview, warum Kühe ein Teil der Lösung sind.

Wie groß ist der Anteil der Rinder am Klimawandel wirklich und welche Rolle spielt der Ausstoß von Methan aus der Wiederkäuerernährung dabei?

Lingemann: Kühe sind nicht das Problem und auch keine Klimakiller. Im Gegenteil: Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der globalen Klimakrise.

Verursacher für den Klimawandel sind fossile Brennstoffe, die in großen Mengen vor allem in den vergangenen 100 Jahren verbraucht wurden. Das CO2 aus diesen Brennstoffen hat sich in der Atmosphäre angereichert und sorgt hier als Treibhausgas für die Klimaerwärmung.

Circa ein Drittel der gesamten Emissionen aus der Landwirtschaft werden der Wiederkäuerernährung zugeordnet. Kühe stoßen Methan aus. Und dies schon seit Jahrtausenden. Die Tiere nehmen Kohlenstoff, der in den Pflanzen gebunden ist, mit der Nahrung auf und verdauen dieses Pflanzenmaterial. Bei diesem Prozess wird ein Teil des Kohlenstoffes aus der Nahrung als Methan beim Rülpsen abgegeben. Dieses Methan wird nach circa zwölf Jahren in der Atmosphäre zu CO2 abgebaut. Anschließend kann das CO2 wieder von den Pflanzen aufgenommen werden und wird damit in den natürlichen Kohlenstoffkreislauf zurückgeführt.

Klimaheld Kuh

„Unsere Kühe sind keine Klimakiller. Sie spielen aber eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der globalen Klimakrise. Kühe sind ein wichtiger Teil in der Versorgung der Menschheit mit hochwertigen Nahrungsmitteln.“

Dr. Bernhard Lingemann

Wie können Kühe ein Teil der Lösung beim Klimawandel sein?

Lingemann: Methan ist ein starkes, aber kurzlebiges Klimagas, während CO2 eine schwächeres, aber wesentlich langlebigeres ist. Dieser Umstand birgt tatsächlich eine mögliche Lösung für die globale Klimakrise. Konkret heißt das: Wenn wir es schaffen, die Methanausscheidung deutlich zu reduzieren, können wir die Klimaerwärmung bremsen. Wenn unsere Kühe weniger Methan beim Rülpsen ausscheiden, kompensieren sie sozusagen einen Teil der Klimawirkung des CO2, die durch die Verwendung von fossilen Brennstoffen entstehen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Die Landwirtschaft und die Kühe können somit den Klimawandel deutlich bremsen.

Welche Lösungsansätze sieht AGRAVIS bei der Reduzierung von Methan?

Lingemann: Lösungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Methanreduktion gibt es viele. Was die Methanproduktion in der Gülle angeht – also nach der Verdauung durch den Wiederkäuer entsteht – können Zusatzstoffe wie zum Beispiel Eminex direkt in die Gülle eingebracht werden. Hierdurch wird die Methanproduktion aus der Gülle zu 95 Prozent unterbunden. Aus dieser Quelle stammt immerhin rund ein Sechstel des Methans aus der Tierhaltung. Diesen Hebel können wir umgehend nutzen. Eine weitere Möglichkeit ist das zeitnahe Einbringen des Wirtschaftsdüngers in eine Biogasanlage. Auch die Fütterung der Kühe spielt im Hinblick auf die Methanproduktion eine große Rolle. Durch eine optimierte Rationsgestaltung lassen sich je nach Betrieb derzeit etwa fünf bis zehn Prozent des Methans, das bei der Verdauung entsteht, reduzieren. Auch Futtermittelzusätze werden in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Methan leisten. Hier ist eine Minderung von bis zu 30 Prozent realistisch.

Schaubild Milchleistung und Methanbildung

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