Eigentlich doch recht simpel, oder? Die Realität macht den Landwirt:innen allerdings häufig einen Strich durch die Rechnung. Dennoch sollten die Chancen für einen „perfekten Start“ bestmöglich genutzt werden. Mit einer gut geplanten und umgesetzten Trockenstehphase kommt man diesem Ziel ein ganzes Stück näher.
Welche Erkrankungen hindern die Kuh an einem gelungenen Start in die Laktation?
Hier lohnt sich zunächst ein genauer Blick: Welche Probleme hindern die Kuh an einem perfekten Start in die Laktation? Es sind Erkrankungen wie Milchfieber, Stoffwechselstörungen, Euterentzündungen, Gebärmutterentzündungen und verspätet abgehende Nachgeburten. Diese finden ihre Ursache sehr häufig in der Trockenstehphase. Schlüsselfaktoren für einen guten Start sind neben einwandfreiem Grundfutter, einer hohen Futteraufnahme und genügend Platz für die trockenstehenden Kühe die Vermeidung von unterschwelligem (subklinischem) und klinischem Milchfieber.
Was ist Milchfieber?
Milchfieber ist eine kurzzeitige Unfähigkeit der Milchkuh, im geburtsnahen Zeitraum Kalzium aus dem Futter und den Knochen zu mobilisieren. Beim klinischen Milchfieber kommt es zu einer schlaffen Muskellähmung und damit zum Festliegen des Tieres. Zu den Auswirkungen des subklinischen Milchfiebers zählen unter anderem eine schlechte Rückbildung der Gebärmutter und verspätet abgehende Nachgeburten mit negativen Folgen für die Fruchtbarkeit der Kuh. Das Auftreten von subklinischem Milchfieber kostet die Landwirt:innen circa 110 Euro (Weerda, 2019). Dabei liegt die Häufi gkeit des Auftretens von subklinischem Milchfieber je nach Betrieb durchschnittlich bei circa 50 Prozent (Goff, 2020). Gute Betriebe erreichen hingegen eine Häufigkeit von unter zehn Prozent bei subklinischem Milchfieber und unter drei Prozent bei klinischem Milchfieber.
Wie kann man Milchfieber vorbeugen?
Die Zahl festliegender Milchfieberkühe hat glücklicherweise in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen, weil die Landwirt:innen ein gutes Auge für ihre Kühe haben und entsprechend schnell auf eventuelle Anzeichen der Tiere reagieren und den Hoftierarzt zu Rate ziehen. Die Kalziuminfusion ist bei einer festliegenden Milchfieberkuh lebensrettend und muss als Notfallmaßnahme betrachtet werden. Dagegen sollte eine vorbeugende Gabe von Kalzium als Infusion über das Blut nicht zum Standard gehören, da dadurch die Regulation des Kalziumhaushalts der Kuh massiv gestört wird (Blanc, 2014). Als vorbeugende Maßnahme gegen Milchfieber eignet sich die Fütterung von sauren Salzen wie zum Beispiel Laktaria Sauermehl. In den vergangenen Jahren wurden neue Generationen von sauren Salzen entwickelt, die eine hohe Futteraufnahme der trockenstehenden Tiere gewährleisten. Die in der Literatur beschriebenen positiven Effekte auf die Milchleistung in den ersten 100 Tagen der Laktation (plus zwei bis drei Kilogramm), können sehr einfach durch verbesserte Tiergesundheit erklärt werden (Serrenho, 2021).