Geflügelfütterung

Betriebsreportage: Fütterung mit Fingerspitzengefühl

Die Rasse Cobb ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Die Tiere sind robust und erreichen eine gute Futterverwertung. Daniela und Markus Rohlmann, Geflügelmäster aus Hörstel, wurden als Cobb-Champions ausgezeichnet.

Beim Betreten des Hähnchenmaststalls von Daniela und Markus Rohlmann wird es sommerlich warm: Eine Raumtemperatur von 35 °C und eine Bodentemperatur von 30 °C werden von den Eintagsküken in den ersten Lebenstagen bevorzugt. Neben einer frühen Aufnahme von Futter und Wasser ist der CO2-Gehalt in der Luft von besonderer Bedeutung. Dieser sollte 2.000 ppm (parts per million) nicht überschreiten. Diese Überschreitung könnte sich negativ auf die Gesundheit und das Leistungsniveau auswirken. In diesem Durchgang sind 75.000 Küken in den beiden Hähnchenmastställen auf dem Betrieb im westfälischen Hörstel eingestallt worden. Ein Tier davon fällt in der Gruppe besonders auf: Es ist fast ganz schwarz. „Das kommt bei der Rasse Cobb vereinzelt vor – mal ist es nur eins, manchmal sind es auch fünf oder sechs schwarze Tiere pro Durchgang“, erklärt AGRAVIS-Produktionsberater Hans-Jürgen Twehues, der den Betrieb beim Thema Hähnchenmast seit mehr als zehn Jahren begleitet. „Die meisten sind aber ganz gelb oder haben schwarze Flecken.“

Cobb Küken

Schwarz, gelb oder gepunktet – Cobb-Küken gibt es in verschiedenen Farbvariationen.

Die Rohlmanns mästen seit einem guten Jahr wieder Cobb-Tiere. Die Rasse wird viel im Ausland bei schwierigen Produktionsbedingungen, beispielsweise in Asien, Afrika, Russland oder Südamerika gehalten. In Deutschland war die Rasse nicht so gefragt, da die Tiere aufgrund des guten Betriebsmanagements und der hochwertigen Futterversorgung ein ordentliches Wachstum hinlegten, was zu Ständerproblemen führte. „Seit einigen Jahren ist die Rasse wieder hierzulande in den Markt eingeführt worden und seitdem auf dem Vormarsch. Unser Abnehmer, die Hähnchenschlachterei Heinrich Borgmeier in Delbrück, in Verbindung mit Cobb Germany, hat uns angesprochen, ob wir auf Cobb-Hähnchen umstellen wollen“, nennt der Betriebsleiter die Gründe für die Veränderung. „Die Schlachterei wollte eine weitere Rasse ins Programm nehmen. Und wir können sagen: Die Umstellung hat sich gelohnt. Die Tiere sind robust, wir erzielen mit dem AGRAVIS-Broilerfutter eine Futterverwertung von durchschnittlich 1,58 und haben nach 40 Tagen im Durchschnitt über 2.800 Gramm erreicht.“ Die Küken kommen von der Brüterei Probroed & Sloot in Vreden. Das zugehörige Zuchtunternehmen, die Cobb Germany, zeichnete die Rohlmanns kürzlich sogar aufgrund der guten Ergebnisse bei Futterverwertung und Tageszunahmen als besten Cobb-Mäster Deutschlands aus.

Cobb-Küken

Betriebsleiter Markus Rohlmann (re.) und AGRAVIS-Geflügelspezialist Hans-Jürgen Twehues begutachten die neu eingestallten Cobb-Küken

Die Rohlmanns wissen aber auch, dass bei der Fütterung mehr Fingerspitzengefühl gefragt ist als bei den Ross-Tieren, die sie vorher gemästet haben, und stimmen sich deshalb regelmäßig mit Hans-Jürgen Twehues ab. „Die Cobb-Tiere neigen etwas mehr dazu, Fett einzulagern“, erklärt der Berater. „Deshalb haben wir vor einiger Zeit entschieden, das Futterprogramm zu ändern und dafür nach dem Starterfutter länger Aufzuchtfutter einzusetzen. Das funktioniert sehr gut, um einen hohen Filetanteil mit einem möglichst geringen Fettanteil zu erzielen.“

Die Tiere werden in vier Phasen gefüttert. Bis zum achten Lebenstag wird Broiler XL Starter gefüttert, insgesamt eine Menge von 200 Gramm pro Tier. Im Anschluss wird bis zum 17. Tag Broiler XL Aufzucht und damit 800 Gramm pro Tier eingesetzt. Weiter geht es mit Broiler XL Grower bis zum 27. Tag. Zum Abschluss ist ab Tag 28 Broiler XL Finisher im Einsatz. Außerdem ergänzen die Rohlmanns die Ration ab dem fünften Tag mit ganzem Weizen, angefangen mit 1 Prozent, am Ende der Mast sind es 10 Prozent. „Cobb-Tiere sind sehr weizenempfänglich“, ist die Erfahrung von Hans-Jürgen Twehues. „Sie fressen das Getreide gern und verwerten es auch gut, so dass sich die zusätzliche Weizenfütterung positiv auf Tiergesundheit und Leistungsniveau auswirkt.“

Betrieb Rohlmann

  • 90 Hektar Ackerbau (Triticale, Weizen, Mais)
  • 1.350 Schweinemastplätze
  • 79.800 Hähnchenmastplätze
  • Hähnchenrasse: Cobb
  • Durchgänge im Jahr: 7,2
  • Hähnchen im Jahr: 545.000

Die Schlachtung der Tiere beginnt am 31. Tag mit der Vorausstallung von etwa 20 Prozent. Am 40. Masttag werden beide Ställe komplett ausgestallt. Danach erfolgt innerhalb von zehn Tagen die Serviceperiode mit intensiver Reinigung und Desinfektion, bevor dann die nächste Runde Küken einziehen kann.

Insgesamt kommt der Betrieb auf 7,2 Durchgänge und produziert zirka 545.000 Tiere im Jahr. „Als wir mit der Hähnchenmast angefangen haben, hätten wir nicht gedacht, dass es so gut läuft und wir unsere Mastplätze fünf Jahre später verdoppeln werden“, wirft Markus Rohlmann einen Blick zurück. „Wir standen 2006 vor der Entscheidung, die Schweinemast auszuweiten oder alternativ einen neuen Betriebszweig aufzubauen.“ Zu diesem Zeitpunkt hat die AGRAVIS Informationsveranstaltungen für Landwirte durchgeführt, die Interesse am Aufbau der Hähnchenmast haben. Der Bedarf an Hähnchenfleisch war zu diesem Zeitpunkt groß und ist auch heute noch auf Wachstumskurs. Die Rohlmanns entschieden sich für die Hähnchen, da dieser Betriebszweig gut planbar ist und arbeitswirtschaftlich gut zu Schweinemast und Ackerbau passt.

2010 ging der erste Hähnchenstall in Betrieb und lief direkt problemlos an. „Wir haben uns Unterstützung geholt, da ich vorher keine Erfahrung mit Geflügel hatte“, betont Rohlmann. „Dank unserer Partner – Brüterei, Tierarzt, AGRAVIS, Schlachterei – hatten wir so gut wie keine Startschwierigkeiten. Deshalb haben wir 2015 die Hähnchenmast mit einem baugleichen, zweiten Stall erweitert und haben jeweils 39.900 Mastplätze zur Verfügung.“ Der 44-Jährige weiß aber auch, dass die Hähnchenmast nicht von alleine läuft. Mehrmals täglich geht er eine Runde durch den Stall, denn eine intensive Tierbeobachtung ist für ihn ein wichtiger Erfolgsfaktor. „Das Tier ist der beste Sensor im Stall“, lautet Rohlmanns Devise. „Es gibt keinen Standard, jeder Tag ist anders und bringt andere Herausforderungen. Dann muss entsprechend gehandelt werden. Dafür greife ich bei Bedarf auf die Erfahrung unserer Partner zurück, denn nur mit einer guten Beratung können wir ein optimales Ergebnis erzielen.“

Standortdaten ändern

Bestimmen Sie hier Ihren Standort. Tragen Sie hierfür lediglich Ihre PLZ sowie die Straße ein.