AGRAVIS Marktbericht

Eine aktuelle Einschätzung der Saatgut-Versorgungslage

Die Aussaat der Frühjahrskulturen ist in vollem Gange. Unterschiedlich zu bewerten ist hierbei die Markt- und Versorgungslage. Anna Luise Schulze Lammers, Leiterin Einkauf und Produktion im Bereich Saatgut der AGRAVIS, gibt hierzu eine Einschätzung.

Anna Luise Schulze Lammers, Leiterin Einkauf und Produktion im Bereich Saatgut
März 2019
Gute Versorgungslage bei Saatmais

Die Versorgungslage mit Saatmais für die anstehende Aussaat kann grundsätzlich als gut bezeichnet werden. Wie in den Vorjahren gab es zu den ersten Frühbezügen, die um den Jahreswechsel ausliefen, den mengenmäßig größten Bezug. Mit Blick auf die Verfügbarkeit bestimmter Sorten lässt sich aber beobachten, dass gerade neue Produkte mit guten Landessortenversuchsergebnissen knapp und zu Teilen bereits ausverkauft sind. Bei der Entwicklung der Anbaufläche wird es aus unserer Sicht in diesem Jahr einen stabilen bis leicht steigenden Markt in den jeweiligen Segmenten Silo-, Biogas- und Körnermais geben.

Wintergetreide entwickelt sich gut

Die Aussaatbedingungen für Wintergetreide waren aufgrund des trockenen Wetters bis weit in den vergangenen Spätherbst hinein günstig. Die geradezu dramatisch gesunkene Winterrapsfläche wurde durch eine Vergrößerung der Getreidefläche kompensiert. Ausgedehnt wurden alle Wintergetreidekulturen. Beachtlich große Zuwächse gab es bei Winterroggen und Wintergerste. Erste Beurteilungen kurz vor Winterende zeigen, dass das Getreide sehr gut entwickelt ist. Die Wasserversorgung hingegen ist auf vielen Standorten nach wie vor eng, sodass das weitere Wachstum stark von der Niederschlagsversorgung in den kommenden Wochen abhängt. Allgemein geht man davon aus, dass das Wasserdefizit aus 2018 auch Auswirkungen auf die Getreideernte 2019 haben wird.

Ruhiges Geschäft mit Sommergetreide

Wegen der aktuellen Witterung ist zurzeit nicht mit vermehrten Auswinterungen zu rechnen. Entsprechend ist das Geschäft mit Sommergetreide äußerst ruhig. Die Warenverfügbarkeit ist bei Sommergerste (Fütterung) und bei Sommerweizen sehr gut. Bei Hafer sind einige Sorten knapp, wie zum Beispiel Max.

Sortengesundheit rückt stärker in den Fokus

Vermehrungen im Wintergetreide wurden, ähnlich wie bei Konsumgetreide, unter guten Bedingungen angelegt. Die Verschiebung von C-Weizen hin zu A- und B- Weizen aufgrund der unterschiedlichen Einstufung des Stickstoffbedarfs im Rahmen der Düngebedarfsermittlung geht auch im Jahr 2019 weiter. Zudem werden in den nächsten Jahren wichtige Wirkstoffe im Fungizidbereich wegfallen. Darum rückt neben der Ertragsleistung vermehrt die Sortengesundheit in den Mittelpunkt.

Herbstaussaat Winterraps

Die Herbstaussaat beim Winterraps war auch im vergangenen Jahr wieder eine große Herausforderung für die Landwirte. Im Herbst 2018 war es deutlich zu trocken; in weiten Teilen Deutschlands verzögerte sich die Aussaat bis in die Spätsaattermine im September hinein. Flächen mit nur geringer Restfeuchte liefen nur schwer auf, regional war oft bis 14 Tage nach der Aussaat noch kein oder kaum ein Feldaufgang festzustellen.

Neben den trockenen Witterungsbedingungen zur Aussaat sind beim Raps die stark schwankenden Ernteerträge ein weiterer Grund für den hohen Flächenrückgang. Hauptursachen für die schwankenden Kornerträge sind die lang anhaltenden Niederschläge im Herbst, Winter und Frühjahr 2018, die Spätfröste im März und April sowie das regional starke Schädlingsauftreten.

Zur Aussaat kamen im vergangenen Herbst bewährte Rapssorten wie Hattrick, Bender, DK Exception und Trezzor. Die virusresistenten Sorten, wie unter anderem LG Architect, nahmen im Anbau deutlich zu. Das Kohlherniesegment wurde durch die neue Sorte SY Alibaba erweitert, des Weiteren nutzen die Landwirte neue Sorten wie DK Exclamation für den Probeanbau.

Witterungsverlauf der kommenden Wochen entscheidend

Ob regional noch einzelne Flächen umgebrochen werden müssen, hängt vom Witterungsverlauf der kommenden Wochen ab. Sollte das milde Wetter bleiben und keine weiteren Pflanzen verloren gehen, zeigen viele Flächen eine ausreichende Bestandsdichte. Die Ungras-/Unkrautregulierungen haben unter den trockenen Herbstbedingungen regional nicht immer ausreichend gewirkt – hier sind gezielte Flächenkontrollen notwendig, um gegebenenfalls nachzubehandeln.

Futtermangel aufgrund der Trockenheit im Sommer und Herbst

Wegen der außergewöhnlichen Trockenheit der Sommer- und Herbstmonate in 2018 litten viele landwirtschaftliche Betriebe, insbesondere Milchviehbetriebe, unter Futtermangel. Lange Trockenphasen haben den Grünlandbestand stark strapaziert – mit entsprechenden Futterausfällen. Auch für das Frühjahr wird mit einer anhaltend angespannten Lage gerechnet. Fütterlücken müssen geschlossen werden.

Das Herbstgeschäft war extrem. Verursacht durch die Dürre und die daraus resultierende Futterknappheit gab es eine deutlich höhere Nachfrage vor allem nach einjährigen Gräsern. Erhebliche Mengen der 2018er Ernte sind bereits durch den Bedarf für die Herbstaussaat verbraucht worden. Da die Trockenheit vor allem im Norden Deutschlands bis Mitte Oktober anhielt, blieb ein Futterschnitt im Herbst häufig aus. Zudem konnten bestimmte Schäden durch eine Nachsaat nicht behoben werden. Entsprechend wird mit einer erhöhten Nachfrage auch im Frühjahr gerechnet.

Gräserernte 2018 ernüchternd

Alles in allem waren die Gräserernten 2018 ernüchternd. Je nach Region und Art lagen die Erträge rund 20 bis 30 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Unter ähnlich schlechten Erntebedingungen litten Zwischenfrüchte wie Senf, Ölrettich und Phacelia. Generell ließ sich hier beobachten: Je weiter östlich die Lage des Vermehrungsgebietes, desto höher waren die Ertragsausfälle. So liegen die Ernteeinbußen in Polen um die 20 bis 30 Prozent, in Tschechien und Ungarn um die 40 bis 60 Prozent und Rumänien um die 70 bis 80 Prozent.

Ernterückgänge

Insgesamt gesehen haben eine verspätete Zwischenfruchtaussaat und Trockenheit zu den Ernterückgängen geführt. Die späte Aussaat führte zu einer späten Entwicklung der Pflanzen, die parallel extremen Trockenphasen ausgesetzt waren. Zudem fehlte den Pflanzen ein Monat Entwicklung.

Am Markt sind viele Gräser- und Zwischenfruchtkomponenten, vor allem empfohlenes Material, größtenteils ausverkauft beziehungsweise kaum verfügbar. Entsprechend haben die Preise gegenüber den Vorjahren für die wesentlichen Komponenten deutlich angezogen.

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