Spargelernte 2023: Startschuss auf den Feldern

Interview zur aktuellen Situation

April 2023 - Der Blick auf blühende Magnolien verrät es: Der Spargel wächst! Wie es um die Ernte in diesem Jahr steht, was die Betriebe beschäftigt und was Magnolien mit Spargel zu tun haben, verrät Frank Uwihs, AGRAVIS-Experte für Sonderkulturen.

2022 ging es mit der Spargelernte in manchen Regionen bereits vor Ostern los. Wann fiel der Startschuss in diesem Jahr?
Uwihs:
Die diesjährige Saison ist in einigen Regionen bereits Ende März gestartet. Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Brandenburg waren die ersten Bundesländer in Norddeutschland, die mit der Ernte begonnen haben. Der milde Winter, der gleichzeitig genügend kalte Tage hatte, kam dem Spargel zugute. Neben den Temperaturen im Frühjahr beeinflusst auch die Witterung über den Winter den Erntestart. Spargel braucht einen Kältereiz und damit ein paar Tage Frost, um auszutreiben. Von einem besonders frühen Saisonbeginn können wir aber nicht sprechen. Es ist normal, dass es Ende März losgeht auf den Feldern. Ein Tipp: Gehen Sie spazieren und gucken Sie sich die Magnolien an. Sind die ersten Blüten zu sehen, wird es schon bald den ersten Spargel geben.

Was beschäftigt die Spargelbetriebe aktuell besonders?
Uwihs:
Genügend Erntehelfer:innen zu finden ist nach wie vor eine große Herausforderung für die Betriebe. Im Fokus steht oft die Frage, wie die Arbeitsbedingungen der Helfer:innen verbessert werden können und der Job für sie entsprechend attraktiver werden kann. Eine mögliche Lösung: der Einsatz von Erntemaschinen, die schwierige und anstrengende Arbeitsschritte abnehmen. Die menschliche Arbeitskraft ersetzen kann eine Maschine jedoch nicht. Denn die Technik kommt beim Stechen an ihre Grenzen. Um dem Wunsch der Kundschaft nach einem etwa 21 Zentimeter langen Spargel gerecht zu werden, sind die Maschinen noch nicht flexibel genug. Denn sie arbeiten mit Voreinstellungen, die jede Spargelstange auf gleicher Höhe abschneidet. Das Ergebnis: mal eine kurze und mal eine lange Spargelstange.

Welche Erntemengen erwarten die Spargelbetriebe?
Uwihs:
Die Erntemengen sind im Vorfeld schwer einzuschätzen. Wie viel Spargel geerntet werden kann, hängt immer vom Wetter ab. Ist die Saison warm, wird mehr geerntet, ist sie kalt, fällt die Ernte geringer aus. Tendenziell wird es dieses Jahr aber weniger Spargel als im Vorjahr geben, da viele Landwirt:innen die Ernte auf unrentablen Flächen ausgesetzt haben. Das liegt vor allem an der Unsicherheit des Marktes; Landwirt:innen reagieren auf das zurückhaltende Kaufverhalten im vergangenen Jahr. Für das Spargelfeld selbst ist eine Pause jedoch von Vorteil. Durch die wachsenden Pflanzen erhöht sich die Fotosyntheseleistung. Und die wiederum führt dazu, dass mehr Energie in den Wurzeln gespeichert wird. Im nächsten Jahr können Landwirt:innen bei guten Rahmenbedingungen dann mehr Ertrag erwarten.

Mit welchem Preisniveau können Landwirt:innen und Verbaucher:innen in diesem Jahr rechnen?
Uwihs:
Die Preise für Spargel werden auf Vorjahresniveau bleiben, je nach Sortierung, Qualität und Region zwischen 11 und 16 Euro pro Kilogramm.

Schon gewusst? Wissenswertes zum Spargel

  • Weltweiter Spargelanbau: Größter Spargelproduzent ist China. 2021 wurden dort mehr als sieben Millionen Tonnen Spargel geerntet. Deutschland lag 2021 auf Rang 4 mit 119.270 Tonnen, nach Peru und Mexiko.
  • Spargelanbau in Deutschland: 2022 wurden auf deutschen Feldern laut Statistischem Bundesamt rund 110.300 Tonnen Spargel geerntet, knapp acht Prozent weniger als 2021. Deutschlandweit an der Spitze lag Niedersachsen mit 25.300 Tonnen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (20.300 Tonnen) und Brandenburg (18.700 Tonnen).
  • Spargel in den AGRAVIS-Arbeitsgebieten: Die größten Spargelregionen im AGRAVIS-Arbeitsgebiet sind Diepholz und Nienburg in Niedersachsen, die Niederrhein-Region, das Münsterland in Nordrhein-Westfalen sowie Beelitz in Brandenburg und die Altmark in Sachsen-Anhalt.
  • Eine Frage des Bodens: Auf schweren Böden mit einem hohen Tongehalt schmeckt der Spargel kräftiger. Auf leichten Böden hingegen ist er milder im Geschmack.
  • Wachstum: Spargel wächst mehrere Zentimeter am Tag. An warmen Tagen können es täglich schon mal 10 bis 15 Zentimeter sein.
  • Farbe: Spargel ist nur dann weiß, wenn kein Licht an den Trieb kommt. Darum wird Spargel auch in Dämmen und unter Folie angebaut. So können die Stangen im gesamten Reifeprozess im Dunklen wachsen. Sobald der Kopf ins Freie kommt, verfärbt er sich in kurzer Zeit blau-violett. Franzosen lieben den Spargel so. Deutsche Verbraucher:innen dagegen bevorzugen die weißen Spargelköpfe.
  • Zeiten zum Spargelstechen: Ab Anfang März kann es auf den Feldern losgehen. Spätestens zum Johannistag am 24. Juni ist die Spargelernte dann wieder vorbei.
  • Namen und Sorten: Alte Sorten wie Schwetzinger Meisterschuss, Ruhm von Braunschweig oder Huchels Leistungsauslese geben noch Hinweise auf Herkunft und Züchter. Die jüngeren Sorten haben meist modernere Namen wie Gijnlim, Backlim, Rapsody oder Raffaello.

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