Marktbericht Saatgut

Lage im Frühjahr 2023

März 2023: Die Aussaat der Frühjahrskulturen steht an. Die AGRAVIS-Expert:innen bewerten die Markt- und Versorgungslage unterschiedlich.

Autor:innen: Wilhelm Lübking, Dominik Rave, Lena Focke-Meermann / Bereich Saatgut / AGRAVIS Raiffeisen AG
Dieser Marktbericht erschien parallel in der März-Ausgabe der Land & Forst.

Werfen wir mit der kommenden Maisaussaat einen Blick auf die zurückliegende Bestellkampagne. Zunächst einmal gilt auch für 2023: Das angebotene Saatgut reicht mengenmäßig sehr sicher aus. Zwar waren einzelne Sorten früh ausverkauft. Doch bis zur Aussaat dürften noch genügende Mengen an Sorten mit geprüfter und nachweisbar sehr guter Qualität verfügbar sein. Und auch in diesem Jahr zeigt sich: Es ist sinnvoll, mit dem Kauf von Saatgut bis zu vorliegenden Versuchsergebnissen zu warten und mit diesem Wissen dann eine bewusste Sortenentscheidung zu treffen. Eine zu frühe Bestellung wegen vermeintlich fehlender Mengen war hier sicherlich nicht immer die beste Entscheidung.
Bei der Flächenentwicklung erwarten wir Stand heute einen leichten Rückgang der Anbaufläche. Wie im Vorjahr dürfte sie sich um schätzungsweise zwei bis fünf Prozent verringern. Wegen der momentanen Marktsituation ist hier eine stärkere Reduktion von Körnermais gegenüber den Silo- und Biogasflächen zu erwarten.

Winterraps liegt gut im Rennen

Im Gegensatz zum Mais liegt der Winterraps weiter gut im Rennen. Nach schwachen Jahren wächst die Rapsanbaufläche seit nunmehr drei Jahren kontinuierlich. Haupttreiber hierfür sind die positiven Entwicklungen in der Vermarktung. An der inzwischen anhaltenden wirtschaftlichen Attraktivität von Raps ändern auch Korrekturen der vergangenen Monate nichts. Seinen Beitrag zur Flächenausdehnung von mehr als sieben Prozent zur Ernte 2023 leistete auch der erfreuliche Ertrag in der Ernte 2022 – bundesweit der durchschnittlich dritthöchste in den vergangenen zehn Jahren. Aktuell kann man fast allen Rapsflächen eine gute bis sehr gute Pflanzenentwicklung bescheinigen.

Gute Bedingungen auch für Wintergetreide

Für die Aussaat des Wintergetreides war der Herbst 2022 deutschlandweit gesamt gesehen günstig. Die Anbaufläche bleibt laut statistischem Bundesamt zur Ernte 2023 gegenüber 2022 konstant (+0,2 Prozent), allerdings mit teils größeren Verschiebungen bezüglich der Bundesländer und Arten. Bundesweit leicht rückläufig ist der Winterweizen als flächenmäßig größte Kultur (-1,9 Prozent). Die höchsten Rückgänge verzeichnen hier die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. In Niedersachsen bleibt die Fläche weitgehend konstant (+0,8 Prozent). Bundesweit zu den Gewinnern (außer im Saarland) gehört überraschenderweise die Wintergerste, sie konnte verglichen mit 2022 deutlich zulegen (+5,1 Prozent). Hier verzeichnet regional gesehen Niedersachsen den drittgrößten Flächenzuwachs (+8,5 Prozent). Gleichfalls zu den Gewinnern zählt der Winterroggen mit seinem bundesweiten Flächenzuwachs (+4,3 Prozent). Sehr unterschiedlich entwickelten sich hierbei die größten Roggenanbaugebiete in Deutschland. Während Niedersachsen eine deutliche Zunahme (+10,5 Prozent) verbucht, war die Fläche in Brandenburg rückläufig (-8,4 Prozent). Zu den Verlierern gehört unterdessen die Triticale, und zwar sowohl in Niedersachsen (-9,6 Prozent) als auch im ganzen übrigen Land (-5,9 Prozent).

Kein höherer Bedarf an Sommergetreide

Die wachsende Rapsfläche in Kombination mit der weitgehend konstanten Aussaatfläche bei Wintergetreide sowie der derzeit guten Entwicklung dieser Bestände lassen aktuell entsprechend wenig Raum für einen erhöhten Bedarf an Sommergetreide. Einzig und allein die guten Braugerstenpreise für die Erzeuger könnten weiteren Bedarf mit sich bringen. Die Warenversorgung bei Sommergerste, Sommerweizen, Sommertriticale und Hafer ist ausreichend. Bei Sommerroggen indessen zeichnen sich bereits Knappheiten ab.

Unbefriedigende Qualitäten der Silagen

Blicken wir auf die Grundfuttererträge in 2022: Die Mengenerträge stellten die meisten Betriebe zwar zufrieden, doch die Qualitäten der Silagen waren eher unbefriedigend. Ein Grund hierfür ist in der verhaltenen Mineraldüngung zu sehen. Trotz der im Vergleich zu den Vorjahren erhöhten Winterfeuchtigkeit entwickelten sich die Grasbestände zum ersten Schnitt unter der Kombination aus kalter Witterung und später Mineralisation der organischen Frühjahrsdüngung eher schwach. Zum zweiten Schnitt dann differenzierte sich die Situation deutlicher – und in einigen Regionen setzte nach der ersten Nutzung eine deutliche Frühsommertrockenheit ein. Als Folge daraus fehlten in Teilen Schnitte, Grasnarben vertrockneten und es kam zu Futterengpässen. Die teilweise feuchtwarme Herbstwitterung hingegen führte in Verbindung mit der langen Vegetationsperiode zu üppigen oder gar überwachsenen Grasnarben vor Winter – und das erschwert wiederum den Vegetationsstart in diesem Frühjahr. Um nun die Erträge und vor allem die Qualitäten für die nächste Saison zu sichern und eine ausdauernde und kräftige Narbe zu erhalten, darf die Pflege in diesem Frühjahr nicht zu kurz kommen.

Unterschiedliche Situationen im Grünland

Beim deutschen Weidelgras blicken wir hinsichtlich der europäischen Ernte 2022 auf eine durchschnittliche, zufriedenstellende Erntesituation im Vergleich zu den Vorjahren zurück. Bei den anderen Grünland-Gräsern hat sich die Versorgungslage mengenmäßig verglichen mit dem Vorjahr positiv entwickelt. Allerdings variierten die Verfügbarkeiten mit den Qualitäten der Sorten: Je hochwertiger die Sorten, desto begehrter und damit knapper war und ist die Ware. Sehr angespannt hingegen ist die Situation bei Weiß- & Rotklee. Hier begrenzen Missernten, verteilt über den gesamten Globus, die Verfügbarkeiten.

Trockenheit beeinflusst Zwischenfruchtanbau

In der Zwischenfrucht-Produktion schließlich hat die Trockenheit in Süd-/Osteuropa ihre Spuren hinterlassen. Die Senf-Ernten fielen leicht unterdurchschnittlich aus, die Vermehrungsbereitschaft für Ölrettich nimmt weiter ab. In Summe aber werden bei Senf und Ölrettich nematodenresistente und national zugelassene Sorten ausreichend verfügbar sein. Die Phacelia-Ernte dagegen ist in diesem Jahr sowohl in Menge als auch Qualität zufriedenstellender als 2021.

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