Krankheitskontrolle im Getreide

Neuigkeiten im Bereich Fungizide

Zur Saison 2023 gibt es einige Veränderungen in der Produkt- und Empfehlungslandschaft bei Fungiziden im Getreide. Neben einigen Neuerungen müssen sich Betriebe wieder einmal von zwei bewährten Wirkstoffen verabschieden. Die AGRAVIS-Expert:innen geben einen Überblick.

Die Zusatzleistung durch die Ergänzung des Wirkstoff s Folpet bei der Ramulariabekämpfung ließ sich auch in den AGRAVIS-Versuchen 2022 beobachten. Im Bild links: 1,5 l/ha Balaya – Mehrertrag: 8,8 dt/ha im Vergleich zu unbehandelt; im Bild rechts: 1,5 l/ha Balaya + 1,5 l/ha Folpan 500 SC – Mehrertrag: 11,4 dt/ha im Vergleich zu unbehandelt

Zur Gruppe der neuen Produkte zählt zum Beispiel das Vegas Plus. Mit seiner Wirkstoffkombination aus Spiroxamine (312,5 g/l) und Cyflufenamid (12,5 g/l) reiht es sich in die recht kurz gewordene Liste der „Mehltauspezialisten“ ein. Mit der Ergänzung des Spiroxamine im Vergleich zum Vorgängerprodukt Vegas verfolgt der Hersteller zwei Ziele. Zum einen wird die Gesamtleistung gegen Mehltau verbessert, besonders die Wirkung gegen bereits vorhandenen Mehltau; zum anderen wird den regional vorhandenen Resistenzentwicklungen beim Wirkstoff Cyflufenamid Rechnung getragen. Das Spiroxamine ist hier ein wirksamer Anti-Resistenz-Baustein. Das Produkt ist in Weizen, Gerste und Triticale zugelassen. Frühe Anwendungen sind mit maximal 0,48 l/ha zugelassen. Ab dem Schossbeginn beträgt die volle Aufwandmenge 0,8 l/ha.

Breites Leistungsspektrum dank Wirkstoffkombination

Eine weitere Neuerung ist die Produktkombination Flexion Quattro. Sie besteht aus den Fungiziden Initial Pro (200 g/l Prothioconazol + 50 g/l Proquinazid) und Empartis (200 g/l Boscalid + 100 g/l Kresoxim-methyl). Durch die Kombination dieser vier Wirkstoffe ergibt sich ein breites Leistungsspektrum. Alle relevanten Krankheiten im Getreide werden erfasst. Besondere Stärken liegen beispielsweise in der Bekämpfung von Halmbruch, Mehltau und Gelbrost. Der Empfehlungsschwerpunkt liegt im frühen bis mittleren Blattbereich (Beginn Schossen bis Fahnenblatt) des Getreides. Durch die robuste Wirkstoffaufladung und die breite Zulassung können Landwirt:innen flexibel auf die Situation auf dem Acker reagieren.

Univoq mit besonderem Wirkungsspektrum

Bereits im Verlauf der Frühjahrssaison 2022 wurde das Produkt Univoq zugelassen. Neben dem bewährten Prothioconazol (100 g/l) enthält es den neuen Wirkstoff Inatreq (50 g/l). Der chemische Name des Wirkstoffs lautet Fenpicoxamid. Inatreq ist der erste Vertreter der neuen Wirkstoffgruppe der Picolinamide. Es wirkt gegen eine Reihe bekannter Blattkrankheiten im Getreide. Eine besondere Stärke liegt in der Kontrolle von Septoria tritici. Als Fertigformulierung mit Prothioconazol im Univoq ergibt sich ein breites Wirkungsspektrum. Die volle Aufwandmenge beträgt im Weizen 2,0 l/ha. In Triticale und Roggen sind maximal 1,5 l/ha zugelassen. Eine Zulassung in Gerste wird ebenfalls angestrebt.

Zulassungen erweitert

Zwei Neuzulassungen bzw. Zulassungserweiterungen betreffen Fungizide mit dem bekannten Wirkstoff Difenoconazol. Das Produkt Greteg enthält den Wirkstoff als Solo-Formulierung (125 g/l). Zugelassen ist es in Weizen, Roggen und Triticale mit maximal 0,5 l/ha. Das andere Fungizid trägt den Namen Amistar Gold. Das Kombinationsprodukt, bestehend aus den Wirkstoffen Difenoconazol und Azoxystrobin, war bisher vor allem aus den Rüben bekannt. Die Erweiterung der bisherigen Zulassung erlaubt nun auch den Einsatz in Weizen und Triticale.

Details zu beachten

Aufgrund des eingeschränkten Wirkungsspektrum von Difenoconazol (im wesentlichen Septoria tritici) ist der Soloeinsatz von Greteg in der Regel nicht sinnvoll. Dies gilt in vielen Fällen auch für das Amistar Gold. Durch den Zusatz von Azoxystrobin wird zwar die Dauerleistung auf Rost verbessert, dennoch bleiben einige Bekämpfungslücken. Dazu gehören zum Beispiel Ährenfusariosen, DTR oder die Kontrolle von bereits vorhandenem Rost. Außerdem müssen beim Einsatz von Difenoconazol im Getreide einige weitere Dinge beachtet werden. So kann es bei Anwendung in frühen Entwicklungsstadien zu Verträglichkeitsproblemen kommen. Der Einsatz von Greteg und Amistar Gold sollte erst ab EC 51 (Beginn Ährenschieben) erfolgen. Außerdem muss ein ausreichender Abstand zu Herbizidbehandlungen eingehalten werden. Dies gilt insbesondere beim Einsatz von Fluroxypyr-haltigen Produkten.

Weiterer Wirkstoff für Gerste

Gute Nachrichten gibt es bei der Kontrolle von Ramularia in der Gerste. Aufgrund von Resistenzentwicklungen bei verschiedenen Wirkstoffgruppen und des Wegfalls von Chlorthalonil ist diese Krankheit in den vergangenen Jahren mehr und mehr zum Sorgenkind geworden. Mit der regulären Zulassung des Produktes Folpan 500 SC (500 g/l Folpet) in der Gerste steht nun ein weiterer Wirkstoff zur Bekämpfung zur Verfügung. Durch seine Eigenschaften ist dieser Kontaktwirkstoff nicht resistenzgefährdet. Daher erfüllt er in Tankmischung mit anderen wirksamen Fungiziden zwei Funktionen. Er verbessert die biologische Leistung gegen Ramularia und ist ein wertvoller Anti-Resistenz-Baustein. Zugelassen ist Folpan mit 1,5 l/ha. Ein kleiner Wermutstropfen sind die vorgeschriebenen 15 Meter Gewässerabstand beim Einsatz in der Gerste.
Entgegen früherer, anderslautender Ankündigungen wird ein weiteres Folpet-haltiges Produkt in dieser Saison noch nicht zur Verfügung stehen. Die Zulassung von Amistar Max (Folpet + Azoxystrobin) verzögert sich.

Prochloraz hat Zulassung verloren

Endgültig verabschieden müssen sich Betriebe von dem über viele Jahre bewährten Wirkstoff Prochloraz. Er hat die Zulassung auf EU-Ebene verloren. Daher verlieren auch alle Produkte mit diesem Wirkstoff die Zulassung. Dazu gehören zum Beispiel bekannte Vertreter wie Ampera, Kantik oder Mirage 45 EC. Die Abverkaufsfrist ist bereits ausgelaufen. Anwender dürfen vorhandene Reste noch bis zum 30. Juni 2023 aufbrauchen. Dies gilt auch für Saatgut, welches mit einer Prochloraz-haltigen Beize behandelt wurde. Das gleiche Schicksal hat auch den Wirkstoff Isopyrazam ereilt. Allerdings ist die Aufbrauchfrist für Isopyrazam-haltige Produkte bereits ausgelaufen. Eventuell vorhandene Reste dürfen nicht mehr angewendet werden.

Sie möchte mehr erfahren? Nehmen Sie Kontakt zu uns auf: Eiko Tjaden, Pflanzenbau- Vertriebsberatung, Telefon 0251 . 682-2574, eiko.tjaden@agravis.de.

Verbot des fungiziden Wirkstoffs Prochloraz

Der Einsatz des fungiziden Wirkstoffs Prochloraz ist ab Juni 2023 nicht mehr gestattet. Bereits im März 2020 hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) den Einsatz in Gerste aufgrund erhöhter Werte in Rinderleber bei Verfütterung verboten. Inzwischen ist der Einsatz in allen Kulturen untersagt.
Sechs Pflanzenschutzmittel mit Prochloraz sind hiervon betroffen:

  • Ampera
  • Kantik
  • Mirage 45 EC
  • Kinto Duo
  • Orius Universal
  • Rubin TT

Standortdaten ändern

Bestimmen Sie hier Ihren Standort. Tragen Sie hierfür lediglich Ihre PLZ sowie die Straße ein.