Die ausgeprägte Trockenheit führt auf Grenzertragsstandorten zu einer Verschiebung von Weizen und Triticale hin zum ertragssichereren Roggenanbau. Insgesamt stellt sich die Frage: welche Sorten innerhalb der Fruchtarten kommen mit diesen extremen Bedingungen am besten klar? AGRAVIS-Pflanzenbauberater Thomas Husemann stellt geeignete Getreidesorten vor.
Triticalesorten
Rivolt: Novum unter Hochertragssorten
Bei den Triticalesorten scheinen die etwas längeren Roggentypen mit wetterbedingten Ausnahmezuständen besser umgehen zu können als die eher kurzen Weizentypen. „Eine ganz neue Sorte dieser Art, die neben überragenden Ertragsergebnissen auch noch ein einzigartiges Resistenzpaket mitbringt, ist die Sorte Rivolt. Es ist die erste Triticalesorte, die eine Kombination aus sehr hohen Erträgen und der bestmöglichen Fusariumresistenz bietet“, erläutert AGRAVIS-Pflanzenbauberater Thomas Husemann. Damit stellt Rivolt ein Novum unter den Hochertragssorten dar und bricht gewissermaßen die Korrelation zwischen Ertrag und Fusariumanfälligkeit. Abgerundet wird das Sortenprofil durch eine sehr gute Blattgesundheit hinsichtlich Mehltau und Rosten – und liefert damit genau die richtige Antwort auf die Frage, ob der Triticaleanbau weiterhin sinnvoll ist und welchem Sortentyp die Zukunft gehört. „Die Sorte steht zur Ernte 2020 sowohl in den AGRAVIS-Sortenversuchen als auch in fast allen Landessortenversuchen und wird sicher auf sich aufmerksam machen“, ist Husemann überzeugt.
Lombardo, Lanetto: sichere Erträge auf leichten Standorten
Darüber hinaus steht neben der bewährten Sorte Lombardo ganz besonders die neuere Sorte Lanetto für sehr hohe und vor allem sichere Erträge auf leichten Standorten. Lanetto überzeugt durch eine sehr gute Mehltauresistenz, muss aber bei Gelb- und Braunrost abgesichert werden.
Wintergerste
KWS Wallace überzeugt mit guten Hektolitergewichten
Bei den mehrzeiligen Wintergerstensorten steht mit der neuen Züchtung KWS Wallace eine Weiterentwicklung des bisherigen Standards zur Verfügung. „Im Kornertrag hat sie in den vergangenen Extremjahren in Wertprüfung und AGRAVIS-Versuchen unter Beweis gestellt, dass sie zum Besten gehört, was der Markt zu bieten hat“, berichtet Thomas Husemann. Außerdem überzeugt die KWS Wallace in puncto Standfestigkeit und Strohstabilität genau wie die KWS Orbit mit der besten Ausstattung im KWS-Portfolio und passt entsprechend gut zu langjährig organisch gedüngten Standorten.
Das Besondere an der Neuzüchtung ist allerdings die außergewöhnliche Kornqualität: „Die KWS Wallace ist die einzige mehrzeilige Wintergerste mit der Ausprägungsstufe 7 beim Hektolitergewicht und der Note 8 beim behandelten Kornertrag. Mit dieser Kombination aus Ertrag und Kornqualität sticht die Sorte aus der Masse anbauwürdiger Sorten heraus und bietet die höchstmögliche Sicherheit, auch bei schwierigen Bedingungen gute Hektolitergewichte abliefern zu können“, hebt Husemann hervor.
Mirabelle: lange vital und grün
Weiterhin erhält die etablierte Sorte Mirabelle die volle Empfehlung, da die etwas längere, dabei aber sehr standfeste und blattgesunde Sorte auch im vergangenen Jahr wieder positiv aufgefallen ist und im Vergleich lange vital und grün war. „Die verhältnismäßig späte Reife wurde jedoch insbesondere zur Ernte 2019 zum Nachteil und Mirabelle zeigte im Gegensatz zum Vorjahr nur durchschnittliche Erträge“, schränkt der Pflanzenbauexperte ein. „Das zeigt einmal mehr, dass zur Risikostreuung verschiedene Reifeklassen kombiniert werden sollten, weil auch in Trockenjahren mal der eine und mal der andere Typ im Vorteil ist.“