Ertragreiche Getreidesorten

Trotz Hitze und Trockenheit gute Erträge sichern

In den vergangenen Jahren folgte ein Extremjahr auf das nächste. Insbesondere die vielerorts ausgeprägten Trockenphasen im Frühjahr, kombiniert mit extremen Hitzephasen im Frühsommer, machen den Pflanzen zu schaffen und kosten wertvollen Kornertrag. Wie sollen Getreideanbauer auf die sich ändernden Bedingungen reagieren?

Die ausgeprägte Trockenheit führt auf Grenzertragsstandorten zu einer Verschiebung von Weizen und Triticale hin zum ertragssichereren Roggenanbau. Insgesamt stellt sich die Frage: welche Sorten innerhalb der Fruchtarten kommen mit diesen extremen Bedingungen am besten klar? AGRAVIS-Pflanzenbauberater Thomas Husemann stellt geeignete Getreidesorten vor.

Triticalesorten

Rivolt: Novum unter Hochertragssorten

Bei den Triticalesorten scheinen die etwas längeren Roggentypen mit wetterbedingten Ausnahmezuständen besser umgehen zu können als die eher kurzen Weizentypen. „Eine Sorte dieser Art, die neben überragenden Ertragsergebnissen auch noch ein einzigartiges Resistenzpaket mitbringt, ist die Sorte Rivolt. Sie kombiniert sehr hohe Erträge mit der bestmöglichen Fusariumresistenz “, erläutert AGRAVIS-Pflanzenbauberater Thomas Husemann. Damit stellt Rivolt ein Novum unter den Hochertragssorten dar und bricht gewissermaßen die Korrelation zwischen Ertrag und Fusariumanfälligkeit. Abgerundet wird das Sortenprofil durch eine gute Blattgesundheit hinsichtlich Mehltau und Rosten kombiniert mit einer etwas früheren Reife– und liefert damit genau die richtige Antwort auf die Frage, ob der Triticaleanbau weiterhin sinnvoll ist und welchem Sortentyp die Zukunft gehört. „Die Sorte steht zur Ernte 2022 bereits im dritten Jahr sowohl in den AGRAVIS-Sortenversuchen als auch in fast allen Landessortenversuchen und ist bereits in hohem Umfang in der Praxis erprobt“, erläutert Husemann.

Charme: klassischer Triticaletyp mit herausragender Blattgesundheit

Neben der langjährig bewährten Sorte Lombardo steht mit der Sorte Charme ein optimales Pendant zu den langstrohigen „Roggentypen“ wie Rivolt zur Verfügung. Charme überzeugt bei kürzerem Wuchs durch eine sehr gute Standfestigkeit, wie man Sie von den klassischen „weizenähnlichen“ Triticaletypen gewohnt ist. Ob für bessere Standort in der Fruchtfolge nach Weizen oder für den Anbauer, dem der längere Wuchs bei Triticale nicht geheuer ist, ist Charme die richtige Wahl. Die ausgeprägte Blattgesundheit bei Mehltau und Rosten macht Charme zu einer sehr unkomplizierten Low-Input Sorte, die auch durch hohe Hektolitergewichte und eine ausgeprägte Auswuchsfestigkeit überzeugt.

Wintergerste

Sensation: Frühstarter mit „Multiresistenz“ gegen Gelbverzwergungsvirus und Gelbmosaikvirosen

Bei allen Getreidearten stellt sich im Hinblick auf die Trockentoleranz die Frage ob frühere oder später reifende Typen diesbezüglich von Vorteil ist. Grundsätzlich ist diese Frage nicht eindeutig zu beantworten, weil häufig die zeitliche Niederschlagsverteilung mal die früheren und mal die späteren Typen begünstigt.
In der Wintergerste steht mit der Sorte Sensation ein außergewöhnlich früher Typ zur Verfügung. Die Besonderheit des sehr frühen Vegetationsstarts im Frühjahr liegt darin, dass die Sorte die Winterfeuchte besser nutzen kann und häufig weiter entwickelt in die Trockenphasen geht als andere Sorten. „Die Bestandesführung ist aber unbedingt auf die sehr flotte Entwicklung abzustimmen. Sowohl de Andüngung als auch die Wachstumsreglertermine müssen zeitlich früher ausfallen als bei anderen Gerstensorten“ stellt Husemann fest. Die frühere Abreife birgt insbesondere in Jahren mit frühen Hitzephasen den Vorteil, dass die Sorte in der Kornfüllung bzw. Ertragsanlage weiter fortgeschritten ist gegenüber späteren Sorten.
„Durch die einzigartige Resistenzausstattung ermöglicht Sensation zum einen auch auf den Gelbmosaikvirus Typ II – Standorten eine frühere Gerste anzubauen und ist zum anderen für alle Standorte geeignet, um das Problem des durch Läuse übertragende Gelbverzwergungsvirus ohne Insektizideinsatz zu lösen.

„Versuchsergebnisse aus einzelnen Extremjahren sollten nicht überbewertet und nur im mehrjährigen Kontext betrachtet werden.“

Thomas Husemann, Pflanzenbau-Vertriebsberater

Ergebnisse Sortenprüfung Wintergerste 2019

(Verrechnungssorten 2019: KWS Meridian, SY Galileoo (Hy), California)
Hy = Hybridsorte, mz = mehrzeilig, zz = zweizeilig

Sorte Typ Ertrag
(dt/ha)
Ertrag
(rel.)
Hektolitergewicht
Bielefeld (68 BP)        
KWS Meridian mz 109,7 101 60,9
KWS Wallace mz 107,4 99 65,7
SY Galileo (Hy) mz 112,8 104 63,6
Bordeaux zz 107,7 99 64,6
California zz 103,3 95 61,9
Grenzdifferenz (5%): 5,9 dt/ha        
Münster (35 BP)        
KWS Meridian mz 89,6 98 68,8
KWS Wallace mz 95,7 105 69,9
SY Galileo (Hy) mz 93,8 103 65,5
Bordeaux zz 93,9 103 69,8
California zz 90,7 99 67,7
Grenzdifferenz (5%): 6,7 dt/ha 4,4 dt        
Eldagsen (78 BP)        
KWS Meridian mz 115,8 105 68,1
KWS Wallace mz 116,7 106 68,5
SY Galileo (Hy) mz 112,0 101 67,3
Bordeaux zz      
California zz 103,5 94 66,7
Grenzdifferenz (5%): 4,4 dt/ha        

Winterweizen

Auch wenn der Winterweizen auf einigen Grenzertragsstandorten auf dem Rückzug ist, stellt die Fruchtart nach wie vor den mit Abstand größten Anteil der Wintergetreidearten dar. Innerhalb der Weizensorten besteht eine große Vielfalt an Sortentypen, die sich in vielerlei Hinsicht differenzieren und segmentieren lassen. Neben den klassischen Kriterien wie Qualitätsparametern, Resistenzausstattung, Standfestigkeit und Ertrag gewinnt der Aspekt der Ertragsstabilität unter extremen Witterungsbedingungen zunehmend an Bedeutung. Für die Einschätzung dieser Eigenschaft sind neben den eigenen Erfahrungen außerdem die Ergebnisse aus regionalen Sortenversuchen von Bedeutung. „Versuchsergebnisse aus einzelnen Extremjahren sollten aber nicht überbewertet und nur im mehrjährigen Kontext betrachtet werden“, betont Husemann. „Besonders positiv zu bewerten sind in diesem Zusammenhang jene Sorten, die bereits in den Vorjahren stabile und gute Erträge gezeigt haben und trockenen Jahren ebenfalls gut gedroschen haben.“ Diese Sorten scheinen überdurchschnittlich anpassungsfähig gegenüber widrigen Umwelteinflüssen zu sein und sind die richtige Wahl für die kommende Aussaat.

B-Weizen: Akasha, Campesino, Chevignon und Informer

Auch im Weizen stellt sich hinsichtlich der Anpassung der Sortenwahl an die zunehmend trockenen Bedingungen die Frage nach der Reife. Eine klare Aussage lässt sich aufgrund der jahresabhängigen Verteilung von Niederschlägen und extremen Hitzephasen zwar nicht treffen, doch lässt sich aus den Ergebnissen der letzten Jahre eine positive Tendenz zu eher früheren Weizentypen erkennen. „Ein sinnvoller Ansatz liegt sicherlich darin, verschiedene Reifetypen im Betrieb zu kombinieren und das Risiko der positiven und negativen Jahreseffekte zu streuen und auf diese Weise Erträge zu sichern“ empfiehlt Husemann.
„Zu den frühreifen Vertretern im Weizen gehören die Sorten Campesino und Chevignon. Beide fallen durch einen zeitigen Vegetationsstart auf und besitzen eine ordentliche Resistenzausstattung. Diese beiden lassen sich zwecks Risikostreuung optimal mit etwas späteren Sorten wie Informer oder Akasha kombinieren“ führt der Pflanzenbauberater fort.

A-Weizen: Asory - Ertragsstabilität und Trockentoleranz

Zu guter Letzt darf in Bezug auf die Weizensorten mit besonderer Anpassungsfähigkeit an trockene und heiße Bedingungen die Sorte Asory nicht unerwähnt bleiben. „Der Qualitätsweizen ist unter optimalen Bedingungen ertraglich unter den genannten B-Weizen einzuordnen, besitzt aber eine ausgeprägte Kompensationsfähigkeit gegenüber trockenen Bedingungen und ist deshalb der Inbegriff von Ertragsstabilität“, macht Thomas Husemann die Vorteile der Sorte deutlich. „Insofern empfiehlt sich der A-Weizen sowohl für Marktfrucht- als auch für Veredlungsregionen, wo Asory aufgrund seiner überdurchschnittlichen Fusariumresistenz uneingeschränkt eingesetzt werden kann.“

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