Saatgut-Versorgungslage 2020

AGRAVIS-Expertin schätzt den Markt ein

März 2020: Die Aussaat der Frühjahrskulturen ist in vollem Gange. Unterschiedlich zu bewerten ist hierbei die Markt- und Versorgungslage. Eine aktuelle Einschätzung der Saatgut-Versorgungslage von der Expertin Anna Schulze Lammers

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr ist die Versorgungslage beim Saatmais für die anstehende Aussaat angespannter. Viele empfohlene Sorten sind bereits ausverkauft oder knapp. Gründe hierfür sind schwierige Produktionsbedingungen mit niedrigeren Saatguterträgen, insbesondere in Frankreich. Auch stellen wir fest, dass sich manche Landwirte bezüglich der Sortenfrage und des Anbauumfangs von Mais noch nicht entschieden haben. Hier gilt es rasch zu handeln, wenn man die gewünschte Sorte noch bekommen möchte. Die Anbaufläche wird aus unserer Sicht leicht steigen, weil der Futterbedarf für Biogas und Fütterung hoch ist. Zudem suchen Landwirte nach Alternativen zu Raps und Rübe. Entsprechend könnte auch die Körnermaisfläche leicht steigen.

Gute Entwicklung bei Wintergetreidebeständen

Für Wintergetreide waren die Aussaatbedingungen, bis zu den teilweise ausgiebigen Niederschlägen im Oktober, durchaus günstig. Anschließend allerdings musste noch einiges an Fläche gesät werden, bis weit in den November herein. Darum konnte vor allem in Norddeutschland ein Teil der Winterweizenfläche nicht bestellt werden. Bis auf die deutlich gewachsene Winterroggenfläche ist die Anbaufläche der Wintergetreidekulturen mehr oder weniger gesunken. Während die Wintergerste stabil geblieben ist und der Winterweizen um ein paar Prozentpunkte verloren hat, ist vor allem die Anbaufläche der Wintertriticale reduziert worden. Aktuell sehen die teilweise üppigen Wintergetreidebestände gut aus, und auch die späten Saaten haben sich gut entwickelt.

Hoffnung auf Niederschläge im Frühjahr

Entscheidend für die weitere Entwicklung wird voraussichtlich auch in diesem Frühjahr die Wasserversorgung der Bestände sein, da sich die Trockenheit in den tieferen Bodenschichten keineswegs gegeben hat. Eine ausreichende Wasserversorgung und damit die Ertragsbildung der Bestände hängt entsprechend besonders wieder von der Niederschlagsverteilung im Frühjahr ab.
Die Nachfrage nach Sommergetreide ist insgesamt auf gewohntem Niveau, wobei die aktuellen Niederschläge den Markt leicht gebremst haben. Die Versorgungslage ist bei Sommergerste und Sommerweizen gut, die Verfügbarkeit von Saathafer ist hingegen bereits knapp.

Rapsflächen entwickeln sich gut

Unter sehr trockenen Bedingungen verlief im Herbst 2019, wie bereits auch 2018, die Rapsaussaat. Aus den Erfahrungen der vorangegangenen Jahre setzten die Landwirte vielerorts auf die spätsaatverträglichen Sorten Bender, DK Exception und Trezzor. Der Feldaufgang war – den verzettelt aufgetretenen Niederschlägen geschuldet und einhergehend mit den entsprechenden Bodengegebenheiten – regional sehr unterschiedlich. Die Anfang Oktober eingesetzten Niederschläge und die anhaltend milde Herbst- und Winterwitterung bewirkten, dass sich die Rapsflächen gut entwickelten. Bundesweit liegt die Umbruchrate mit unter zwei Prozent deutlich unter dem Vorjahr (lt. Ufop). Daher ist die zur Ernte anstehende Rapsfläche auf stabilem Niveau zum Vorjahr zu bewerten.
Zur Aussaat kamen neben den spätsaatverträglichen Hybridsorten zunehmend die kohlhernieresistenten Sorten. Einen hohen Anbauanteil erhielt die neue Sorte Crocodile. Zur weiteren Absicherung des Rapsanbaus nutzten viele Landwirte den Anbau TuYV-resistenter Sorten – hier vor allem LG Architect und die neue Sorte Violin, die zudem eine hohe Toleranz gegenüber Verticilium aufweist.
In den kommenden Tagen sollten die Rapsflächen auf ihre Gesundheitssituation und, bei ansteigenden Temperaturen, den Schädlingszuflug, kontrolliert werden. Auch werden nach dem trockenen Herbst die Bekämpfungserfolge gegen Ungras und Unkraut nicht immer und überall ausreichend sein, sodass Nachbehandlungen anstehen.

Stark gezeichnetes Grünland

Drei Jahre Witterungsextreme in Folge, in Verbindung mit einem volatilen Milchpreis, setzen die Futterbaubetriebe massiv unter Druck. Grünland als Dauerkultur ist von den Witterungsextremen stark gezeichnet. Eine Regeneration braucht mitunter Jahre – doch verhinderten Nässe in 2017, Dürre in 2018/2019 sowie Schädlinge in 2019/2020 eine Erholung der Grünlandbestände und Futterversorgung. Kurzfristig gilt es die Futterversorgung zu sichern und Lücken zu schließen. Der Großteil der Grünlandbestände ist, nach den wiederholten Dürren, in diesem Frühjahr in einem desolaten Zustand, Mäuse taten ein Übriges. Aktuell wird der Schaden durch Mäuse in Niedersachen auf rund 150.000 Hektar geschätzt, 50.000 Hektar allein in der Wesermarsch – dadurch entsteht ein Futtervakuum von rund 1.000.000 Tonnen Gras. Um ein solide Futterversorgung zu gewährleisten, müssen die Grünlandbestände mittelfristig wieder in eine wirtschaftliche Ausgangslage überführt werden.
Alles in allem waren die Gräserernten 2019 etwas besser als 2018, allerdings gab es Qualitätseinbußen und teilweise erhebliche Abgänge beim Reinigen der Ware. Da die Läger vor der 2019er Ernte erneut geräumt waren und es weiterhin einen überdurchschnittlichen Bedarf vor allem an Deutschem und Einjährigem Weidelgras gibt, haben die Preise gegenüber 2018 noch einmal angezogen.

Unterdurchschnittliche Senf- und Ölrettichernte

Die 2019er Senf- und Ölrettichernte lag erneut unter dem Schnitt, vor allem in den wesentlichen Produktionsländern Polen, Tschechien und Ungarn. Auch Rumänien als Frühernteregion hat deutlich weniger geerntet. Hauptgrund war die Trockenheit. Im Vergleich zu 2018 fiel zwar vor allem im Mai noch Regen, doch bewirkte die extreme Hitzewelle ab Juni, dass die Erträge deutlich niedriger ausfielen. Als Folge gibt es so gut wie keine Abgeber. Noch angespannter ist die Situation bei Phacelia. Die Phacelia Ernte 2019 war eine der schlechtesten - mit Ertragseinbußen von 50 bis 70 Prozent, bis hin zu Totalausfällen. Die Preise liegen hier dementsprechend derzeit auf Rekordniveau.

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