Ernteprognose 2021

Positivere Schätzungen dank besserer Wachstumsbedingungen

Wie wird die Getreideernte 2021 laufen? Der AGRAVIS-Experte Bernhard Chilla wirft einen Blick nach vorn und prognostiziert die Ernte in Deutschland und Europa.

24. Juni 2021:
Die Voraussetzungen für das Erntejahr 2021 in Europa und auch in Deutschland haben sich im Vergleich zum Vorjahr komplett gedreht. Während im Vorjahr hohe Ertragsverluste in Frankreich, England, der Ukraine und in Rumänien eingefahren wurden, sorgten in diesem Jahr bis Ende Juni sehr gute Wachstumsbedingungen für eine kräftige Erholung der Ernteschätzungen.

Blick nach Europa

Vor allem die europäische Weizenerzeugung sollte sich gegenüber dem Vorjahr kräftig verbessern. Neben den guten Wachstumsbedingungen nahmen auch viele Landwirte die relativ hohen Weizenpreise zum Anlass, den Weizenanbau wieder stark auszudehnen. Das war vor allem in Frankreich oder dem Südosten der EU zu beobachten. Dadurch haben in Frankreich manche lokale Marktbeobachter wieder eine Erntemenge erwartet, die das Rekordvolumen von 40 Mio. t aus dem Jahr 2019 erreichen kann. In Rumänien hat die Wintergerstenernte mit Rekorderträgen begonnen. Die Aussichten für den Winterweizen sind dort auch viel höher als im langjährigen Mittel. In der Ukraine erhöhen die lokalen Marktbeobachter auch weiter ihre Ernteprognosen. Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA sieht eine Rekordproduktion von 30 Mio. t in diesem Jahr, Das wären fünf Mio. t mehr als 2020 geerntet wurden. In Russland wurden die Ernteschätzungen für den Weizen zuletzt ebenso erhöht. So sprechen lokale Marktbeobachter trotz einer hohen Auswinterungsquote in diesem Jahr nun von einer Produktion von 82-85 Mio. t, nur leicht geringer als die 86 Mio. t im Vorjahr.

Prognose für Deutschland

Zugleich werden in Deutschland die Ernteprognosen 2021 weiter erhöht. Der Deutsche Raiffeisenverband DRV erwartet nun eine Weizenproduktion von rund 23 Mio. t, eine Mio. t mehr als 2020. Gute bis sehr gute Wachstumsbedingungen wurden vor allem aus den westlich Anbauregionen Deutschlands, wie auf den guten Standorten in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen, berichtet. Nur im Nordosten des Landes dürfte die langanhaltende trockene Wetterlage von Ende Mais bis Mitte Juni die Ertragserwartungen für das Wintergetreide auf den leichten Standorten geschmälert haben.

Wetter spielt große Rolle

Doch die Ernte ist in Europa noch lange nicht eingefahren. Ein größeres Augenmerk wird nun auf die Wetterlage in den kommenden 14 Tagen gelegt. Das Wintergetreide ist lokal in vielen Anbauregionen Europas (Frankreich, Rumänien, Ukraine, Russland) durch zu viel Regen umgeknickt. Das erschwert schon einmal die Erntebedingungen. Weiterhin sind auch immer wieder starke Regenfälle vorhergesagt. Somit könnte am Ende dieser Erntekampagne das Thema Weizenqualität eine höhere Bedeutung finden als das Thema Weizenerträge.
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Prognosen für Gerste

Für die Gerstenproduktion 2021 in Europa sind aber nicht so starken Veränderungen zu erwarten. Die diesjährige Anbaufläche wurde in der EU gegenüber dem Vorjahr reduziert, vor allem in Frankreich und England, aber auch in Deutschland. Somit dürfte die diesjährige Erzeugung trotz guter Wachstumsbedingungen in diesem Jahr nahezu unverändert gegenüber der Erntemenge des Vorjahres liegen. Der größte Rückgang im Vergleich zum Vorjahr wird in Großbritannien erwartet. In Frankreich dürfte die Erzeugung deutlich höher ausfallen als im Vorjahr. Nur in Russland scheint die Erntemenge stärker im Vergleich zum Vorjahr abzufallen. Nicht nur die Anbaufläche soll im Vergleich zum Vorjahr gesunken sein, sondern auch eine lokal zu trockene und warme Wetterlage aktuell schmälert die Ertragsaussichten. Die Sommergerstenerzeugung in Russland macht gut 80 Prozent der Gesamtproduktion aus. Beim Weizen ist das Verhältnis dort fast umgekehrt (da liegt der Anteil des Winterweizens bei 70 Prozent). In Deutschland waren die Wachstumsbedingungen für die Wintergerste sehr durchwachsen. Die Sommergerste dagegen profitierte vom kühlen Frühjahr 2021. Nur die sehr warme und trockene Wetterlage zuletzt hat lokal auch der Sommergerste zugesetzt. Doch insgesamt dürfte die Gerstenernte 2021 in Deutschland trotz des Rückganges der Anbaufläche mit knapp 11 Mio. t das Vorjahresniveau erreichen.

Prognosen für Raps

Der Rapswachstumsentwicklung konnte ebenso von dem kühlen Frühjahr 2021 profitieren, vor allem die Rapsentwicklung in Deutschland. Die Ernteprognosen 2021 liegen in nahezu allen Ländern der EU und in England höher als im Vorjahr. Nur die relativ geringe Anbaufläche im Vergleich zu dem langjährigen Durchschnitt lässt die Erntemenge 2021 nicht so stark steigen. In der EU (inkl. England) sollte die Rapsproduktion 2021 gut 18 Mio. t erreichen, das ist mehr als eine Mio. t mehr als im Vorjahr (aber viel niedriger als die 20-24 Mio. t aus dem Zeitraum 2013 bis 2017). In Deutschland dürfte die Ernte mit rund 3,8 Mio. t auch höher liegen als im Vorjahr. Doch Produktionshöhen von 5 Mio. t und mehr scheinen somit der Vergangenheit anzugehören. Dafür ist die Anbaufläche hierzulande über die vergangenen Jahre zu stark gesunken. Das betrifft ebenso das Nachbarland Frankreich oder England.

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