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Virusresistenzen im Getreide

AGRAVIS aktuell digital 2106

Erhebliche Ertragsausfälle und im schlimmsten Fall ein Umbruch der Bestände – das Gerstengelbverzwergungsvirus (Barley Yellow Dwarf Virus, BYDV) und das Gerstengelbmosaikvirus (Barley Yellow Mosaic Virus, BaYMV) zählen in Deutschland zu den folgenschwersten Viruskrankheiten in der Gerste. Wie lassen sich die beiden Erkrankungen unterscheiden und welche Gegenmaßnahmen sind möglich?


Kurz und knapp

  • Zu den schwerwiegendsten Viruskrankheiten in der Gerste zählen in Deutschland das Gerstengelbverzwergungsvirus (Barley Yellow Dwarf Virus, BYDV) und das Gerstengelbmosaikvirus (Barley Yellow Mosaic Virus, BaYMV).
  • Während es sich beim Gerstengelbmosaikvirus um eine bodenbürtige Viruserkrankung handelt, wird das Gerstengelbverzwergungsvirus von Blattläusen übertragen.
  • Die Wintergerste Sensation vereint Sortenresistenzen gegen Viruserkrankungen und bietet ein Höchstmaß an Ertragssicherheit.

Während es sich beim Gerstengelbmosaikvirus (BaYMV) um eine bodenbürtige Viruserkrankung handelt, wird das Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) von Blattläusen übertragen. Auch im Frühjahr 2021 gab es auf vielen Flächen wieder Schäden in der Wintergerste, die durch das BYDV verursacht wurden.

Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV)

Übertragung/Ausbreitung: Als Vektoren, die das Virus übertragen, sind etwa 25 Blattlausarten bekannt. Die Insekten überdauern besonders bei milder Witterung im Winter und Frühjahr, bei der die Infektionskette nicht unterbrochen wird. Daher ist eine Infektion sowohl im Herbst als auch im Frühjahr möglich. Neben Gerste gehört eine Vielzahl anderer Kulturen zum Wirtskreis des BYDV: Weizen, Hafer, Roggen, Triticale, Mais, Reis, aber auch Kultur- und Wildgräser sowie angrenzende Rasenflächen.

Pflanzen mit BYDV zeigen deutliche Wachstumsverzögerung (Quelle: DSV)

Pflanzen mit BYDV zeigen deutliche Wachstumsverzögerung (Quelle: DSV)

Wissenswert

Die Übertragung des Gerstengelbverzwergungsvirus erfolgt durch Blattläuse. Insgesamt sind 25 Blattlausarten als Vektoren (Überträger) bekannt. Irreführenderweise dient nicht nur Gerste, sondern auch diverse andere Getreidearten wie Hafer, Weizen, Roggen, Triticale, Mais und Wildgräser als Wirt. Blattläuse nehmen das Virus beim Saugen über den Pflanzensaft von der Wirtspflanze auf und übertragen dies beim Pflanzenwechsel auf die nächste. Wenn eine Blattlaus das Virus einmal aufgenommen hat, kann sie dies ihr Leben lang übertragen. Geflügelte Blattläuse sorgen für eine weitläufige Verbreitung des Virus. Ungeflügelte Blattläuse sorgen für eine kreisrunde Verbreitung um die zuerst infizierte Pflanze (sog. „Elefantenfüße“).

Symptome: Landwirt:innen erkennen die Krankheit an gelb verfärbten Blättern und Zwergwuchs. Der Befall tritt meist nesterweise auf, sogenannte „Elefantenfüße“ werden im Bestand sichtbar. Die Pflanzen weisen in der Regel eine geringere Kornqualität, geringere Kornzahlen pro Ähre wie auch verminderte Korngrößen auf.

Ertragseffekte: Die Erkrankung kann zu erheblichen Ertragseinbußen bis hin zum Totalausfall führen. Infizierte Pflanzen sind geschwächt und zeigen ein erhöhtes Auswinterungsrisiko. Herbstinfektionen sind gewöhnlich deutlich ertragswirksamer als Frühjahrsinfektionen. Im Herbst befallene Pflanzenbestände sind zudem stark auswinterungsgefährdet.

Bekämpfungsmöglichkeit: Eine chemische Bekämpfung des Überträgers (Blattlaus) ist durch gezielte Insektizidmaßnahmen möglich.

Vorkehrungen: Sorten mit BYDV-Resistenz wählen. Die Sorte Sensation bietet ein Höchstmaß an Ertragssicherheit und erübrigt eine Insektizidmaßnahme im Herbst.

Herbstinfektionen: Frühsaaten sind nur mit resistenten Sorten wie Sensation empfehlenswert. Landwirt:innen sollten Ackerhygiene (Ausfallgetreide) und Feldrandhygiene beachten. Risikofrüchte in der Umgebung meiden, guten und lückenlosen Feldaufgang sowie gleichmäßige Pflanzenentwicklung anstreben.

Frühjahrsinfektionen: Sommerungen möglichst frühzeitig säen. Guten und lückenlosen Feldaufgang sowie gleichmäßige Pflanzenentwicklung anstreben.

Gerstengelbmosaikvirus (BaYMV)

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Gerstenbestand, der mit dem Gerstengelbmosaikvirus befallen ist. Quelle: DSV

Während BYDV von Blattläusen übertragen wird, handelt es sich bei BaYMV um eine bodenbürtige Viruserkrankung, die in drei Formen unterschieden wird: Typ 1 (BaYMV-1), Typ 2 (BaYMV-2) sowie das milde Virus (BaMMV). BaYMV-1 wie auch das BaMMV sind erstmals Ende der 1970er-Jahre in Deutschland nachgewiesen worden. Dank der Entwicklung resistenter Sorten gegen BaYMV-1 konnten die Wintergerstenerträge auf Befallsflächen stabilisiert und der Gerstenanbau somit attraktiv gehalten werden. Etwa in den Jahren 2007/2008 traten erneut Symptome in den Beständen auf. Die Ursache dafür lag in einer Abwandlung des Virus, das neu aufgetretene BaYMV-2. Dieser Typ kam insbesondere in den Regionen vor, in denen der Typ 1 bereits vorhanden war.

Übertragung/Ausbreitung: Überträger ist der Bodenpilz Polymyxa graminis. Die Übertragung auf die Pflanze erfolgt im Herbst und Frühjahr. Die Ausbreitung von einer zur anderen Fläche geschieht mittels anhaftender Erde an Reifen und Bodenbearbeitungsgeräten. Auf neu infizierten Flächen breiten sich die Befallszonen von Jahr zu Jahr in Bodenbearbeitungsrichtung weiter aus.

Symptome: Ab Dezember, in der Regel jedoch im zeitigen Frühjahr, zeigen sich auf befallenen Gerstenfeldern Befallsherde mit Vergilbungen. Befallene Pflanzen sind fahlgrün bis gelblich. Die von der Blattspitze ausgehende Vergilbung der Blätter geht häufig in Nekrosen über. Eindeutig zu erkennen ist das Gerstengelbmosaikvirus an den strichelartigen Blattaufhellungen, die mit einsetzendem Strahlungswetter, meist im März, auftreten. Blätter, die bei Temperaturen im Bereich 3 bis 13 Grad Celsius (BaYMV) bzw. bis 17 Grad Celsius (BaMMV) gebildet werden, zeigen diese Symptome. Steigt die Temperatur nachhaltig über die genannten Temperaturbereiche an, zeigen die neu gebildeten Blätter keine Symptome mehr.

Ertragseffekte: Je nach jahresspezifischer Witterung sind Mindererträge von bis zu 30 Prozent möglich. Infizierte Pflanzen sind geschwächt und zeigen ein höheres Auswinterungsrisiko. Bekämpfungsmöglichkeit: Kein chemischer Pflanzenschutz möglich.

Vorkehrungen: Sorten mit BaYMV-Resistenz wählen. Die meisten der marktrelevanten Sorten besitzen die Resistenz gegen den Typ 1. Die Sorte Sensation besitzt zusätzlich die Resistenz gegen BaYMV Typ 2.

Weitere Informationen gibt es bei …

Thomas Husemann, AGRAVIS Pflanzenbau-Vertriebsberatung
Telefon 0511 973396-12
thomas.husemann@agravis.de
agrav.is/pflanzenbau