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Kryptosporidiose bei Kälbern

AGRAVIS aktuell digital 2108

Kryptosporidien sind die bei Neugeborenendurchfall am häufigsten nachgewiesenen Erreger. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es und was können Betriebe präventiv gegen die Krankheit tun? Tierärztin Dr. Dr. Ina-Alexandra Weber, Veterinary Medical Manager Livestock bei Livisto, klärt auf.


Was sind Kryptosporidien und wie schädigen sie das Kalb?

Kurz und knapp

  • Neugeborenendurchfall kommt in nahezu jedem zweiten Betrieb vor und ist die häufigste und verlustreichste Kälbererkrankung. Er verursacht hohe Kosten. Betroffene Tiere bleiben häufig in ihrer Entwicklung zurück und sind besonders anfällig gegenüber anderen Erkrankungen.
  • Kryptosporidien sind die bei Neugeborenendurchfall am häufigsten nachgewiesenen Erreger.
  • Dr. Dr. Ina-Alexandra Weber, Veterinary Medical Manager Livestock/Livisto, spricht über Vorbeugung und Therapiemöglichkeiten.

Weber: Kryptosporidien sind einzellige Darmparasiten. Beim Kalb wird in erster Linie die Gattung Cryptosporidium parvum nachgewiesen. Die Parasiten schädigen die Darmschleimhaut der Kälber, sodass es zu Durchfall kommt.
Die Folgen des Durchfalls können von starkem Flüssigkeitsverlust über die Symptome einer metabolischen Azidose wie Bewusstseinstrübung und Störung einer koordinierten Bewegung bis hin zum Verlust des Stehvermögens und letztlich zum Verenden der Kälber führen. Erst wenn sich die Darmschleimhaut erneuert hat, hört der Durchfall auf. Auch Kälber, die infiziert sind, aber keine klinischen Symptome zeigen, können die Erkrankung im Bestand verbreiten. Kryptosporidien sind Zoonoseerreger, das heißt auch Menschen können infiziert werden.

Was ist Neugeborenendurchfall?

Weber: Eine Durchfallerkrankung in den ersten zwei bis drei Lebenswochen der Kälber wird allgemein als Neugeborenendurchfall bezeichnet. Kryptosporidien werden häufig in diesem Zusammenhang – oft auch gemeinsam mit Rotaviren – als Erreger ausgemacht. Coronaviren und E. coli hingegen werden deutlich seltener nachgewiesen. Alle genannten Erreger kommen allerdings auch im Kot gesunder Kälber vor.
Neugeborenendurchfall ist eine klassische Faktorenkrankheit. Das bedeutet, dass neben infektiösen Ursachen wie den Darmparasiten zusätzlich betriebsinterne nicht-infektiöse Faktoren beteiligt sind, die die Abwehrkraft und das Immunsystem der Kälber schwächen. Hierzu gehören Mängel in der Kolostrumversorgung, bei der Geburtshygiene oder bei der Aufstallung.

Wie häufig kommt Neugeborenendurchfall vor?

Weber: Neugeborenendurchfall kommt in nahezu jedem zweiten Betrieb vor und ist die häufigste und verlustreichste Kälbererkrankung. Hohe Kosten entstehen durch den Verlust einzelner Kälber, tierärztliche Diagnostik und Therapie sowie den zusätzlichen Arbeitsaufwand bei der Betreuung erkrankter Kälber. Darüber hinaus bleiben betroffene Tiere häufig in ihrer Entwicklung zurück und sind besonders anfällig gegenüber anderen Erkrankungen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Weber: Bei nachgewiesenem Befall mit Kryptosporidien ermöglicht der Einsatz von Halofuginon eine ursächliche Therapie. Halofuginon ist der einzige zugelassene Wirkstoff zur Vorbeugung und Therapie von durch Kryptosporidien verursachtem Durchfall. Zur Behandlung wird dem Kalb die Halofuginon-haltige Lösung mittels einer Dosierpumpe über sieben aufeinander folgende Tage ins Maul gegeben.
Bei Durchfall sollte immer auch der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust der Kälber ausgeglichen werden. In Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung kommen hier orale Rehydratationslösungen oder intravenös verabreichte Infusionslösungen zum Einsatz. Ob eine zusätzliche antibiotische Therapie erforderlich ist, hängt vom Allgemeinbefinden des Kalbes ab. Die Verabreichung von Milch- oder Milchaustauschertränke sollte in jedem Fall während der Erkrankung beibehalten werden, da dies eine ausreichende Versorgung mit Energie und Nährstoffen gewährleistet.

Was kann man tun, um einer Kryptosporidiose vorzubeugen?

Weber: Eine ausreichende und hygienisch einwandfreie Kolostrumversorgung des Kalbes ist für die Entwicklung des Immunsystems unerlässlich. Da Kryptosporidien in der Umwelt sehr widerstandsfähig sind, ist eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Boxen und Iglus erforderlich. Alle Arbeitsmaterialien, die mit dem Kot der Kälber in Berührung kommen können, müssen ebenfalls gereinigt und desinfiziert werden. Die verwendeten Desinfektionsmittel müssen eine nachgewiesene Wirksamkeit gegenüber Kryptosporidien besitzen.

Weitere Informationen gibt es bei …

Dr. Dr. Ina-Alexandra Weber, Veterinary Medical Manager Livestock/Livisto
Telefon 02536 3302-986
E-Mail ina-alexandra.weber@livisto.com
www.livisto.de