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Hohe Leistung trotz weniger Protein

AGRAVIS aktuell digital 2203

Wie ist es möglich, hohe Leistungen trotz geringerer Rohproteingehalte im Ferkelfutter zu generieren? Genau diese Frage haben sich die AGRAVIS und die Hochschule Osnabrück in einem Fütterungsversuch gestellt. Die Ergebnisse beweisen: Leistung und Sicherheit stehen nicht länger im Wiederspruch zueinander.


Kurz und knapp

  • Eine Reduktion des Rohproteins im Futter geht ohne Berücksichtigung bedarfsgerechter Aminosäurenverhältnisse mit weniger Leistung bei Ferkeln einher.
  • In einem Fütterungstest mit der Hochschule Osnabrück wurde untersucht, welches Aminosäurenverhältnis erforderlich ist, um Rohprotein abzusenken und gleichzeitig das Wachstumspotenzial der Ferkel nicht auszubremsen.
  • Das Ergebnis: Mit dem AGRAVIS ProteinMix erreichten die Ferkel der Versuchsgruppe eine bessere Futterverwertung. Die Tageszunahmen waren im Vergleich zur Kontrollgruppe identisch.

Ein Schwein hat keinen Bedarf an Rohprotein, sondern an Aminosäuren. Unter Berücksichtigung dieses Aspektes lassen sich in Zeiten, in denen synthetische Aminosäuren und unterschiedlichste Proteinquellen zur Verfügung stehen, Proteingehalte ohne Wachstumsverluste in Rationen senken. Besonders ein Zuviel an Rohprotein in der Ration kann vor allem rund um die Phase des Absetzens zu Durchfall bei Ferkeln führen. Ein geläufiger Ansatz: Reduktion des Rohproteins. Naturgemäß geht das mit weniger Leistung (schlechterer Futterverwertung und niedrigeren Tageszunahmen) einher. Sicherheit geht hier auf Kosten der Leistung.

Aber muss das sein? In einem Fütterungstest gemeinsam mit der Hochschule Osnabrück wurde untersucht, was nötig ist, um Rohprotein abzusenken und gleichzeitig das Wachstumspotenzial der Ferkel nicht auszubremsen (siehe Tabelle).

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Der ProteinMix von AGRAVIS

Hierzu hat die AGRAVIS einen speziellen ProteinMix konzipiert. Der AGRAVIS ProteinMix besteht aus verschiedenen Proteinquellen. Diese sind hochverdaulich und besonders reich an Aminosäuren. Die Besonderheit: Er enthält gleich zwei tierische Proteinquellen, die auch auf Betrieben eingesetzt werden dürfen, die Wiederkäuer halten. Im Gegensatz zu Produkten wie Blutplasma, Fischmehl und Geflügelfleischmehl muss beim Einsatz des AGRAVIS ProteinMix keine Meldung an das zuständige Veterinäramt erfolgen.

Abbildung 1 zeigt, warum der Rohproteingehalt eines Futters allein keine Aussage zur Proteinqualität erlaubt. Der Anteil der essentiellen Aminosäuren (z.B. Lysin) variiert je nach Proteinquelle. Je mehr essentielle Aminosäuren enthalten bzw. verdaulich sind, desto hochwertiger ist die Proteinquelle.

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Der Fütterungsversuch auf einen Blick

  • Beteiligte Partner: AGRAVIS in Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück
  • Fragestellung: Wie kann der Rohproteingehalt im Futter abgesenkt werden ohne gleichzeitig das Wachstumspotenzial der Ferkel auszubremsen?
  • Versuchsaufbau:
    • Zwei Gruppen mit je 192 Ferkeln, Rasse: Topigs TN 70 x Pi Select Eber
    • 12 Ferkel pro Bucht
    • Trockenfütterung
    • Dreiphasiges Fütterungskonzept je nach Lebendgewicht, mit unterschiedlichem Rohproteingehalt in Kontroll- und Versuchsfutter (s. Tabelle)
    • Versuchsgruppe: ein Prozentpunkt weniger Rohprotein, AGRAVIS ProteinMix
    • Einstallgewicht 7,5 Kilogramm
    • 49 Aufzuchttage

Die Ergebnisse des Versuchs

Die Versuche zeigen, dass Ferkel aus der Versuchsgruppe (ein Prozentpunkt weniger Rohprotein und mit AGRAVIS ProteinMix) eine bessere Futterverwertung erreichten und die Tageszunahmen identisch im Vergleich zur Kontrollgruppe waren (siehe Diagramm 1 und 2). Außerdem wird deutlich, dass bei gleicher Futteraufnahme mehr Gewichtszunahme erfolgt ist (siehe Diagramm Futteraufnahme und Zunahme). Somit kann Rohprotein abgesenkt werden, sofern der Anteil verdaulicher Aminosäuren im Futter auf einem hohen Niveau gehalten werden. Dies gelingt, da die AGRAVIS Schweinefutter mit dem Konzept Zukunft Füttern auf die ersten neun präcaecal verdaulichen (pcv) Aminosäuren optimiert werden. Sollen Aminosäuren wie Leucin, Isoleucin und Histidin auch in Futtern mit niedrigen Proteingehalten nicht im Mangel vorliegen, sind bestimmte Proteinquellen unerlässlich.

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Vorteile des AGRAVIS Proteinmix auf einen Blick

  • besteht aus verschiedenen Proteinquellen, hochverdaulich und reich an Aminosäuren
  • enthält zwei tierische Proteinquellen
  • auch für Betriebe mit Wiederkäuern einsetzbar
  • keine Meldung an das zuständige Veterinäramt notwendig
  • GVO-freie Fütterung
  • Reduzierung des Sojaanteils in der Ration

Fazit des Fütterungstests

Durch die Entwicklung eines speziellen ProteinMix mit tierischen Proteinquellen ist es möglich, trotz geringerer Rohproteingehalte im Ferkelfutter hohe Leistungen zu generieren. Leistung und Sicherheit stehen nun nicht mehr im Widerspruch zueinander. Der AGRAVIS ProteinMix wird in den OlymPig Alleinfuttermitteln, den Fisopan Ergänzungsfuttermitteln sowie in das VitaMiral-Mineralfutterkonzept aufgenommen. Weitere Informationen gibt es bei Dr. Sandra Vagt, Produktmanagerin Schwein, Telefon 0251 . 682-2182, sandra.vagt@agravis.de und online unter www.agravis.de

Fünf Fragen an ...

Sandra Vagt Ansprechpartner Schwein Produktmanagerin

... Dr. Sandra Vagt, Produktmanagerin Schwein bei der AGRAVIS Futtermittel GmbH

Stichwort Rohprotein: Warum führt ein Zuviel in der Ration schnell zu Durchfall bei Ferkeln?

Beim Absetzen der Ferkel ist der Verdauungstrakt noch sehr unreif. Sowohl der Dünndarm als auch die Enzyme, die maßgeblich an der Proteinverdaulichkeit beteiligt sind, müssen sich erst noch entwickeln. Wenn das Eiweiß im Dünndarm enzymatisch nicht verdaut wird, steht es Bakterien zur Verfügung, die sich dadurch überproportional vermehren können. Die Folge: Dysbiose, eine Störung der physiologischen Zusammensetzung der Darmflora. Diese kann zu Darmentzündungen und zu Durchfall führen.

Warum enthält der AGRAVIS ProteinMix zwei tierische Proteinquellen? Was sind die Vorteile dieser Zusammensetzung?

Neben einer hohen Schmackhaftigkeit hat die Zusammensetzung mit zwei tierischen Proteinquellen mehrere Vorteile: Ein sehr gutes Aminosäureprofil, sehr hohe Verdaulichkeiten und eine hohe biologische Wertigkeit. Das bedeutet, dass viele Aminosäuren aus dem Rohprotein zum Aufbau eigener Gewebe wie beispielsweise Muskulatur genutzt werden können.

Wie bewerten Sie die Ergebnisse des Fütterungstests? Welche Chancen ergeben sich daraus für Schweinehalter:innen und die Gesundheit der Tiere?

Im Grunde haben wir mit diesen Ergebnissen gerechnet. Wir wissen schon seit langem, dass Schweine keinen Bedarf an Rohprotein haben, sondern an Aminosäuren im Futter. Das verdeutlicht auch das Schaubild zu den Proteinquellen. Von daher freue ich mich, dass sich die Theorie mit der richtigen Futterzusammensetzung auch in die Praxis umsetzen lässt. Was die Chancen für Schweinehalter:innen angeht: Durch die Absenkung des Rohproteins minimieren wir das Risiko von Durchfallerkrankungen rund um den Zeitpunkt des Absetzens. Das ist nicht nur ein Gewinn für die Tiergesundheit, sondern reduziert gleichzeitig die Kosten für Medikamente und Leistungseinbußen.

Kann der Rohproteingehalt womöglich noch weiter abgesenkt werden? Wie viel Potenzial sehen Sie noch?

Das Rohprotein in der Ration noch weiter abzusenken, ist derzeit nicht möglich. Neben den neun präcaecal verdaulichen Aminosäuren gibt es noch andere, die das Ferkel braucht. Diese synthetischen Aminosäuren stehen auf dem Markt noch nicht zur Verfügung. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit, bis die Entwicklung so weit ist. Wenn die Entwicklung so weit ist, sehe ich eine realistische Chance, das Rohprotein in der Ration weiter abzusenken. Denn wir wissen ja: Das Schwein hat einen Bedarf an Aminosäuren und nicht an Rohprotein. Das Prinzip des Minimumgesetzes verdeutlicht auch das Liebigsche Fass, das sicherlich die meisten noch aus dem Biologieunterricht in der Schule kennen.

Welche Versuche im Hinblick auf Rohprotein in der Ferkelfütterung wären für die Zukunft noch interessant?

Sofern neue Aminosäuren futtermittelrechtlich zugelassen sind (z.B. Leucin und Histidin), werden wir diese in der Ration berücksichtigen. In einem Versuch könnten wir dann schauen, welche Absenkung weiterhin möglich ist, ohne Leistungseinbußen zu provozieren. Interessant wäre auch ein weiterer Versuch mit Insektenprotein und der Fragestellung, ob es als hochverdauliche und schmackhafte Komponente in der Ferkelfütterung eingesetzt werden kann.