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Ackerbohnen: Die besten Tipps für den Anbau

AGRAVIS aktuell digital 2201

Der Anbau von Körnerleguminosen bringt viele Vorteile mit sich. Wie Betriebe die stickstoffbindende Kultur erfolgreich in der Fruchtfolge nutzen können, erfahren Sie in unseren Anbautipps.


Kurz und knapp

  • Körnerleguminosen stellen ein wertvolles Fruchtfolgeglied dar und können sowohl im Futter als auch in der Humanernährung verwertet werden.
  • Neben phytosanitären Effekten tragen insbesondere Ackerbohnen und Lupinen durch ihr tiefes Wurzelsystem zu einer verbesserten Bodenstruktur bei.
  • Um Ackerbohnen erfolgreich anzubauen, müssen Betriebe unter anderem die richtige Sortenwahl, Saattiefe und Düngung beachten.

Der Anbauumfang von Körnerleguminosen ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Zwar ist der Flächenanteil im Vergleich zu anderen Kulturen noch immer gering, doch Leguminosen bringen viele Vorzüge mit sich. Vor dem Hintergrund hoher Stickstoffpreise ist ein Vorteil aktueller denn je: die Fähigkeit durch die Symbiose mit den Knöllchenbakterien, Luftstickstoff zu binden. So kommen die Pflanzen nicht nur selbst völlig ohne Stickstoff aus, sondern hinterlassen dieses „knappe Gut“ sogar noch für die Folgekultur. Das verbessert die Anbauwürdigkeit allein aus ökonomischen Gründen.

Vorteile und Verwertung von Körnerleguminosen

Viele Landwirte suchen nach weiteren Kulturen, um ihre Fruchtfolge aufzulockern. Körnerleguminosen stellen ein wertvolles Fruchtfolgeglied dar. Neben phytosanitären Effekten wie der Verringerung des Erregerpotentials von z.B. DTR, Septoria und Fusarium tragen insbesondere Ackerbohnen und Lupinen durch ihr tiefes Wurzelsystem zu einer verbesserten Bodenstruktur bei. Zudem kann Phosphor relativ gut erschlossen werden. Davon profitiert auch noch die Folgekultur.
Als Sommerung können Leguminosen ein interessanter Baustein in der Herbizidstrategie sein.

Die Verwertung der Ackerbohne erfolgt in der Regel im Futter. Die Nachfrage nach heimischen Proteinträgern im Futter steigt kontinuierlich. Es gibt auch erste Verwertungslinien von Leguminosen in der Humanernährung. Hier gilt es im Vorfeld entsprechende Vermarktungswege zu suchen und sich über Mengen- und Qualitätsansprüche zu informieren. Letztere sind in der Humanernährung natürlich deutlich höher.

Ziel muss es sein, möglichst viel des in den Ernteresten hinterlassenen Stickstoffs (bei der Ackerbohne bis zu 50 Kilogramm/Hektar) in die Folgekultur zu transferieren (Anrechnung laut Düngebedarfsermittlung: 10 Kilogramm/Hektar), um den Nährstoff im System zu halten. Das gelingt durch die Wahl einer Folgekultur, die im Herbst noch viel Stickstoff aufnimmt. Eine Bodenbearbeitung nach der Leguminosenernte sollte nur sehr zurückhaltend erfolgen, da jeder Eingriff in den Boden die Mineralisation des gesammelten Stickstoffs anregt und somit die Gefahr der Auswaschung erhöht.
Weiteren Rückenwind erhalten die Körnerleguminosen durch die steigende Nachfrage nach heimischen Proteinpflanzen. Insbesondere in der Direktvermarktung kann der Einsatz heimischer Proteinpflanzen im Futter interessante Vermarktungsmöglichkeiten eröffnen.

Anbau von Ackerbohnen

Tipp 1: Ertragreiche Sorten mit hoher Standfestigkeit wählen

Gegen Ende Februar kann bei guten Bedingungen mit der Aussaat von Ackerbohnen begonnen werden. Die erste produktionstechnische Entscheidung ist die Sortenwahl. Bewährte Sorten sind zum Beispiel Fanfare oder Trumpet. Beide Sorten konnten mehrjährig überdurchschnittliche Ertragsergebnisse bei guten Proteinerträgen liefern und bringen eine sehr gute Standfestigkeit mit sich. Als vicinarme Sorte bietet sich Tiffany besonders für die Fütterung von Geflügel an. Auch Tiffany überzeugt mit sehr guten Erträgen und hoher Standfestigkeit.

Tipp 2: Richtige Saattiefe und Wasseranspruch beachten

Leguminosen haben recht hohe Ansprüche an das Saatbett. Bei einer Saattiefe von 6 bis 7 Zentimetern gilt es, möglichst viel Porenvolumen für eine gute Wasserinfiltration zu schaffen. Ackerbohnen haben besonders während der langen Blühphase einen recht hohen Wasseranspruch. Zu leichte Böden sind hier limitierend. Spätfröste bis minus fünf Grad sind verträglich.

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Tipp 3: Herbizidmanagement rechtzeitig planen

Spätestens bei der Aussaat der Ackerbohnen sollte man sich Gedanken zum Herbizidmanagement machen. Sollen Unkräuter chemisch kontrolliert werden, stehen nur (!) Vorauflauflösungen zur Verfügung. Gräser können auch noch im Nachauflauf mit Graminiziden bekämpft werden. Altverunkrautung sollte zur Saat weitestgehend ausgeräumt sein. Das gilt insbesondere auch für die mechanische Unkrautbekämpfung mit Striegel und Hacke. Leguminosen sind in der Jugendentwicklung etwas träge und konkurrenzschwach. Es dauert also eine Weile, bis die Bestände „zu“ sind.

Tipp 4: Pflanzen ausreichend mit Nährstoffen versorgen

Ackerbohnen sollten ausreichend mit Phosphor (50 bis 70 Kilogramm/Hektar), Kali (180 bis 200 Kilogramm/Hektar), Magnesium (25 bis 30 Kilogramm/Hektar) und Schwefel (40 bis 50 Kilogramm/Hektar) versorgt werden. Eine Stickstoffdüngung ist nicht nötig. Diese wäre sogar kontraproduktiv, da Stickstoff die Arbeit der Knöllchenbakterien behindert. Phosphor hingegen fördert letztere. Eine Impfung des Saatguts mit Knöllchenbakterien ist ebenfalls nicht nötig, kann aber unter Umständen zur Ertragsabsicherung beitragen.

Tipp 5: Schädlingsaufkommen intensiv beobachten

Das Schädlingsaufkommen sollte intensiv beobachtet werden. Neben Vögeln machen sich auch Insekten an der Kultur zu schaffen. Blattrandkäfer treten schon relativ früh auf. Ein Befall ist an dem typischen Buchtenfraß leicht zu erkennen. Den eigentlichen Schaden setzen allerdings später erst die Larven an den Wurzeln. Blattrandkäfer lassen sich mit Pyrethroiden bekämpfen. Ein weiteres Schadinsekt ist die Grüne oder Schwarze Bohnenlaus. Da diese häufig auf der Blattunterseite sitzt und das Produkt Pirimor in Leguminosen nicht mehr zur Verfügung steht, ist eine Bekämpfung nicht ganz einfach. Letztendlich stehen auch hier nur Pyrethroide zur Verfügung. Der Bekämpfungserfolg ist jedoch häufig nicht zufriedenstellend.
Der Ackerbohnenkäfer verursacht die typischen Bohrlöcher in den Bohnen. Zwar reagiert der Käfer sensibel auf Pyrethroide, eine hinreichende Bekämpfung ist jedoch wenig aussichtsreich, da die Käfer nur schwer zu treffen sind und einen langen Aktivitätszeitraum haben.

In der Regel macht eine Fungizidbehandlung kurz vor der Blüte mit Folicur und Ortiva zur Bekämpfung von Botrytis (Schokoladenflecken), Brennflecken und Rost Sinn. Bei hohem Pilzdruck ist ein Splitting der Maßnahme angeraten.

Weitere Informationen gibt es bei …

Jochen Quante, AGRAVIS Pflanzenbau-Vertriebsberatung
Telefon 0251 682-2060
E-Mail jochen.quante@agravis.de
agrav.is/pflanzenbau