Die Restriktionen der N-Düngung nach Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung führen vielerorts zu der Angst, dass die Proteingehalte in den Getreideernten in Zukunft abnehmen werden. Dabei gibt es wirkungsvolle Hinweise und Alternativen, die zu einer nachhaltigen Absicherung der Proteinerträge bei gleichzeitig limitierter Stickstoffdüngung führen können.
Die Einflussfaktoren der Düngung auf den Proteingehalt im Korn sind sehr vielfältig und können bei Weitem nicht auf die N-Düngung zur Ähre reduziert werden. Als Bausteine für den Aufbau von Eiweißen sind Stickstoff und Schwefel maßgeblich. Die Stickstoffaufnahme steht dabei in unmittelbarem Zusammenhang zur Schwefelbereitstellung. Die beiden Nährstoffe bedingen sich gegenseitig in der Aufnahme und in der Proteinsynthese.
Optimale Bereitstellung von Nährelementen für die Pflanzen
An den Synthese-Prozessen in der Pflanze sind auch zahlreiche andere Nährstoffe wie Kalium, Magnesium und Mikronährstoffe, insbesondere Zink und Molybdän, beteiligt. Es muss also das Ziel sein, neben der optimalen zeitlichen und quantitativen Bereitstellung von Stickstoff und Schwefel auch die übrigen Nährelemente in ausreichender Menge anzubieten. Das Bild der Liebig-Tonne bleibt die zentrale Aussage der Pflanzenernährung und entwickelt sich zunehmend als Sinnbild aller Lösungsansätze im Zusammenhang mit der neuen Düngeverordnung. Weiterhin bedingen auch externe Einflüsse der Umwelt, vornehmlich die Witterung, die Höhe des Proteinertrages. Ist ausreichend Feuchtigkeit im Boden vorhanden, kann die Getreidepflanze in der großen Periode (EC 32 bis 39) alle Nährstofflager füllen, um dann nach dem Ährenschieben mit der Umlagerung aus den Blättern in die Körner zu beginnen. Hohe Temperaturen und Trockenheit zur Abreife führen unweigerlich zu geringeren Eiweißgehalten, da der Blattapparat abstirbt, bevor die enthaltenen N-Mengen umgelagert werden. Ein massiver Krankheitsbefall kann ähnliche Effekte haben.
Untersuchungen geben Aufschluss über Düngetermine
In Untersuchungen von B. Bauer (2014) wird deutlich, dass der Zeitpunkt der Spätdüngung keinen Einfluss auf den Massenertrag hat. Dabei wurden die Termine EC 39, 49 und 61 geprüft. Die Proteingehalte waren zu EC 39 und 49 gleichauf, bei Düngung in EC 61 fielen sie leicht ab.
Untersuchungen der AGRAVIS Raiffeisen AG zeigen ebenso, dass es wichtig ist, die Düngungstermine eher an der Witterung als an fixen Entwicklungsstadien festzumachen. Für die Nutzung der begrenzten N-Mengen ist es in Zukunft noch wichtiger denn je, angekündigte Niederschläge für die Ausbringung von Düngern zu nutzen. Es gilt daher die Empfehlung, die Abschlussgabe auch im Qualitätssegment zum Fahnenblatt zu platzieren. Als zusätzliche Absicherung können Blattdüngungsmaßnahmen mit maximal 10 Kilogramm N, vornehmlich aus reinem Harnstoff, gegebenenfalls gepaart mit Sulfat, zum Ährenschieben gefahren werden. Hier zeigen eigene Versuche in drei Weizensorten eine Steigerung oder Absicherung des Proteinertrages.