Nach Erhebungen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) stieg der Absatz von Mineralölprodukten in der Bundesrepublik Deutschland im aktuellen Zeitraum von Januar bis April 2022 gegenüber der Vorjahresperiode um 9,1 Prozent. Nahezu alle Mineralölprodukte verzeichneten Zuwächse: Der Verbrauch von Ottokraftstoff stieg um 13 Prozent, beim Dieselkraftstoff gab es einen Zuwachs um 8 Prozent.
Die Mineralölgesellschaften in Deutschland haben nach Kriegsbeginn in der Ukraine ihre Importe an russischem Rohöl reduziert und auch bei Produkten wie Diesel zurückgefahren. Die Reduzierung der Bezugsquellen führte bei gleich hoher oder sogar gestiegener Nachfrage zu höheren Marktpreisen.
Die Preise an den Produktmärkten für Benzin und Diesel haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten vom Rohölpreis entkoppelt – es handelt sich hierbei um getrennte Märkte mit jeweils eigenen Angebots- und Nachfragefaktoren. Die Entwicklung der Tankstellenpreise wird von den Weltmarktpreisen für Benzin und Dieselkraftstoff bestimmt und nicht von den Rohölpreisen.
Im März 2022 zahlten Abnehmer an deutschen Tankstellen durchschnittlich 41,9 Prozent mehr für Superbenzin und 62,6 Prozent mehr für Diesel als noch ein Jahr zuvor. Kraftstoffe insgesamt waren 47,4 Prozent teurer. Für Heizöl mussten private Abnehmer:innen nahezu zweieinhalb Mal so viel bezahlen wie im März 2021.
Um Verbraucher:innen angesichts stark gestiegener Energiekosten zu entlasten, verabschiedete der Bundestag im Mai 2022 die temporäre Absenkung der Energiesteuer für Kraftstoffe, befristet von Juni bis August. Bei Benzin ist das immerhin eine Senkung der Energiesteuer plus Mehrwertsteuer von rund 35 Cent und bei Diesel von 17 Cent pro Liter.
Die weitere Markt- und Preisentwicklung hängt grundsätzlich von einer Vielzahl von Faktoren ab. Wie beispielsweise von den gestiegenen Preisen für beizumischende Biokraftstoffe, um die Verpflichtung zur Minderung von Treibhausgas-Emissionen zu erfüllen. Oder auch von Verfügbarkeiten, die aktuell durch Niedrigwasser im Rhein erschwert werden und in der Folge logistische Probleme aufwerfen, weil vielen Speditionen bei hohem Krankenstand schlicht Fahrer fehlen. Und natürlich auch von der erhöhten industriellen Nachfrage nach Rohöl und Rohölprodukten, um etwa Gas zumindest anteilig in der Stromerzeugung zu ersetzen. Und schließlich von der Euroschwäche, denn da Rohöl in US-Dollar gehandelt wird, werden Importe für Europa teurer, wenn der Euro an Wert verliert.